Nach den vielen ausgeklügelten, individuellen und nahezu perfekten Interpretationen fast aller großen Pianisten tut diese Chopin-Aufnahme von Vladimir Ashkenazy so richtig gut. Aufgenommen in den Jahren 1959 und 1960 versprühen diese Interpretationen eine Abenteuerlust und eine Unmittelbarkeit, die man sonst in den Etudes op. 10 & 25 nur ganz selten findet. Nicht ein kunstvolles Spiel oder eine überlegene Gestaltung charakterisieren diese Aufnahme, sondern in erster Linie eine absolut freche, hochvirtuose und dabei sehr musikantische Vorgehensweise eines knapp 22-jährigen Pianisten.
Es ist eine Freude, Ashkenazy zuzuhören, mit welcher Selbstsicherheit, mit welchem Tempo und mit welcher Brillanz er diese Etudes angeht. Sowohl die dramatischeren als auch die introvertierteren und träumerischen Etudes gelingen Ashkenazy mit größter Intensität, so dass man diese Chopin-Aufnahme von Melodiya wärmstens begrüßen muss.
Auch wenn der Klang etwas antiquiert und mit viel Rauschen daherkommt und man sich leider nicht die Mühe gemacht hat, dieses wertvolle Dokument ordentlich zu restaurieren (deshalb gibt es den Punkteabzug), so gehört Ashkenazys frühe Chopin-Interpretation doch in die erste Reihe.
Excitingly virtuoso Chopin performances by the young Vladimir Ashkenazy.