Was an diesen frühen Aufnahmen Daniel Barenboims fasziniert, ist die erstaunliche Reife und Überlegenheit, mit der der zum Zeitpunkt der Aufnahmen zwischen 13 und 17 Jahren alte Pianisten aufwartet. Insbesondere die Kopfsätzen und die langsameren Sätze zeigen den jungen Barenboim als einen großartigen Gestalter, dessen visionäres Spiel zwar noch im Spiegel der eher romantischen Rezeption der Vierziger- und Fünfzigerjahre steht, aber dennoch neue Aspekte durchklingen lässt.
Im Gegensatz zu diesen gehaltvoll interpretierten Sätzen, vor allem bei den sechs hier eingespielten Beethoven-Sonaten, kontrastieren dann unheimlich schnell und virtuos genommene Finalsätze und Rondos. Interessant ist auch Barenboims Umgang mit Johann Christian Bach und Pergolesi, Kabalevsky und Shostakovich, während seine eher traditionell gespielten Mendelssohn-, Brahms- und Mozart-Werke weniger überraschen. Aber eigentlich sollte man diese Box nicht aus heutiger Sicht bewerten und Vergleiche mit dem jetzigen Weltpianisten Barenboim anstellen. Es gilt, sich diese 4 CDs mit dem Bewusstsein anzuhören, dass hier ein Teenager seine ersten Schritte wagt, und dann kann man dieser Veröffentlichung nur mit Begeisterung zustimmen. In dem Sinne ist auch unsere Bewertung zu verstehen.