Am 18. und 20. Dezember 2015 fanden im Amsterdamer Concertgebouw zwei halbszenische Aufführungen von Richard Wagners ‘Lohengrin’ statt. Andris Nelsons hätte sie dirigieren sollen, aber wegen eines Rückenleidens musste er absagen und wurde kurzfristig durch Sir Mark Elder ersetzt. Und der Aufnahme nach zu urteilen, überzeugte der an den beiden Abenden mit einer grandiosen Leistung. Er setzt bei durchgehend spannungsvollem Musizieren auf klangliches Raffinement und Transparenz in den Streichern und Holzbläsern sowie auf prächtig schlankes Blech. Das wohl ausbalancierte ‘Concertgebouw Orkest’ wird dabei seinem Ruf vollauf gerecht: es ist vor allem wegen dieses auch in den Stimmungen zwischen Jubel, Feierlichkeit und düsterem Intrigantentum, Ritterromantik und Mystizismus herausragenden Orchesterspiels weswegen man diesen Lohengrin empfehlen kann. Aber auch die Chöre bleiben Wagners Partitur nichts schuldig, und beide Orchester und Chorsänger werden von der Tontechnik in ein präsentes wohl ausgewogenes Klangbild gekleidet, das auch den Solisten genügend Raum zur Entfaltung lässt.
Klaus Florian Vogt ist nicht der brillanteste Lohengrin, den man sich wünschen würde, aber mit seinem manchmal sehr speziellen Timbre singt er seine Rolle doch sehr gut, hin und wieder wirklich ätherisch. Für meinen Geschmack allerdings ist er etwas weich, um nicht zu sagen verweiblicht. Und obwohl seine Stimme die ganze Aufführung durch nicht ermüdet, lässt die Schönheit des Timbres manchmal nach, und es stellt sich hin und wieder auch ein leichtes Näseln ein.
Camilla Nylund singt eine sehr lyrische, wenn nötig aber auch sehr leidenschaftliche Elsa. Kleine Unebenheiten gehen wohl aufs Konto der Liveaufnahme.
Mit ihrer opulenten Stimme ist die schwedische Sopranistin Katarina Dalayman ist eine gar üble Gesellin, eine richtig giftige Ortrud gegenüber der sich Evgeny Nikitins Telramund nicht wirklich behaupten kann. Falk Struckman ist ein weitgehend tadelloser König.
Sagen wir es mal so: für 2017 ist das eine ganz tolle Lohengrin-Produktion. Sie verstehen, was ich meine.