Einojuhani Rautavaara und Kalevi Aho verband – über die Verbindung Lehrer-Student hinaus – ein tiefes künstlerisches Einverständnis, auch wenn beide Musiker stilistisch eigene Wege einschlugen. Einige ihrer Chorwerke in einem Programm zu veröffentlichen macht also Sinn.
Es tut dies umso mehr, als mit dem Helsinki Chamber Choir ein exzellent disponiertes Ensemble zur Verfügung steht, das sich gerade in der zeitgenössischen Chorliteratur hervortut.
Nils Schweckendiek dirigiert hervorragende Solisten, deren Können er zu einem beeindruckenden Klangspektrum formt. In diesen Interpretationen gibt es keine Leerstellen, keine Phrasen. Jedes Wort, jede Zeile hat Gewicht, hat Charakter und Stimmung. Sowohl Rautavaaras als auch – weitaus verstärkt – Ahos cluster-artige Harmonien hallen wiederholt zart nach und verklingen in vollendeter Klangreinheit.
So entsteht etwa in Rautavaaras Elegie ein feiner, schwebender und gleichermaßen expressiver Klang, der sich farblich allmählich steigert bis zu dem entscheidenden Schlussvers ‘tröstet und hilft’.
Wie man inhaltliche und musikalische Mehrdeutigkeit klug und transparent darstellt, erleben wir in Kalevi Ahos Titel gebendem Zyklus Joy and Asymmetry. Der Helsinki Chamber Choir schärft die Kontraste im Text, verleiht ihnen Struktur und Intensität, ohne auch nur einen Deut von seiner klanglichen Homogenität preiszugeben. Mag man auch des Finnischen nicht mächtig sein, so erlebt man mit Hilfe der Übersetzung die Geschehnisse, die Stimmungen, die unterschiedlichen Gefühlsebenen in den jeweiligen Texten sehr eindringlich mit.
Vokaltechnisch steht der Helsinki Chamber Choir über den Herausforderungen, die Rautavaaras und Ahos Kompositionen an einen Chor stellen. Nur so ist diese Selbstverständlichkeit zu erreichen, mit der das Ensemble in den Kern der Texte und der Musik eintaucht und diese enorme Palette an Ausdrucksmöglichkeiten entwickelt.
Einojuhani Rautavaara and Kalevi Aho shared a deep artistic understanding beyond the teacher-student relationship, even though both musicians went their own ways stylistically. It therefore makes sense to publish some of their choral works in one program.
All the more so since the Helsinki Chamber Choir is an excellently equipped ensemble that excels in contemporary choral literature.
Nils Schweckendiek conducts outstanding soloists, whose skills he shapes into an impressive spectrum of sound. There are no blanks, no phrases in these interpretations. Every word, every line carries weight, has character and mood. Both Rautavaara’s and – to a far greater extent – Aho’s cluster-like harmonies echo delicately and fade away in perfect purity of sound.
In Rautavaara’s Elegy, for example, a fine, floating and equally expressive sound emerges, which gradually increases in color until the decisive final verse « tröstet und hilft » (comforts and helps).
In Kalevi Aho’s cycle Joy and Asymmetry, which gives the album its title, we experience how ambiguity in content and music can be cleverly and transparently presented. The Helsinki Chamber Choir sharpens the contrasts in the text, giving them structure and intensity without sacrificing even a hint of tonal homogeneity. Even if you don’t speak Finnish, with the help of the translation you can vividly experience the events, the moods, the different emotional levels in the respective texts.
Vocally, the Helsinki Chamber Choir rises to the challenge of Rautavaara’s and Aho’s compositions. This is the only way to achieve the naturalness with which the ensemble immerses itself in the core of the texts and music and develops this enormous palette of expressive possibilities.