Der 1970 geborene, in den Neunzigerjahren maßgeblich von Chura Cherkassy geförderte italienische Pianist Sandro Ivo Bartoli hat für diese CD ein Programm zusammengestellt, das uns den religiösen Liszt zeigt.
Anfang der Sechzigerjahre des 19. Jahrhunderts lebte Franz Liszt (1811-1886) in Rom. 1859 war sein Sohn Daniel gestorben, 1862 verschied seine Tochter Blandine. Das hatte den Komponisten schwer getroffen Er war bereits 1858 in den Orden der Franziskaner eingetreten und widmete sich nun verstärkt Kompositionen mit religiösen Themen und kirchenmusikalischen Werken. Im Jahr 1865 unterzog er sich der Tonsur, erhielt die vier niederen Weihen und durfte sich fortan Abbé nennen. In dieser römischen Zeit entstanden seine beiden Franziskus-Legenden sowie einige andere Werke, die Sandro Ivo Bartoli in diesem Programm zusammengestellt hat.
Dem Booklet zufolge hat der Pianist alle neun Werke des rund einstündigen Programms an einem Tag aufgenommen, mit viel Kaffee und noch mehr Zigaretten. Dennoch dominiert hier keine Nervosität und es gibt auch keinerlei Ermüdungserscheinungen. Bartoli spielt mit klarem Kopf, fein regulierter Dynamik, bewundernswert farbigem Anschlag und viel poetischer Vision.
In allen Werken wird ein klarer Bogen entwickelt, der die Architektur der Kompositionen deutlich werden lässt. Dennoch wirkt Bartoli nie als Intellektueller. Die Musik ist für ihn eine sehr ernsthafte Angelegenheit, die höchste Klarheit und Transparenz in der Klangsprache benötigt aber lässt alle Nachdenklichkeit und Stimmungsumschwünge mit viel Sensibilität einfließen. Das lässt die Interpretationen souverän werden, weder sentimental noch unterkühlt, sondern von einer bemerkenswerten emotionalen Justesse.
Die Tonaufnahme ist klar und angenehm.
This is a remarkably intelligent program, played with admirable control, highlighting the contrast between dramatic and more poetic passages.