Vers l'ailleurs; Schubert/Liszt: Aufenthalt + Auf dem Wasser zu singen; Franz Schubert: Ungarische Melodie + Sonate D 959; Franz Liszt: Rhapsodie Espagnole; Rodolphe Bruneau-Boulmier: Quand la terre fait naufrage; 1 CD Collection 1001 Notes 15; Aufnahme 11/2018, Veröffentlichung 02/2019 (71'58) - Rezension von Remy Franck

Nach einer ersten, sehr erfolgreichen CD, https://www.pizzicato.lu/phanomenale-fantasien-cd-mit-gaspard-dehaene/ stellt sich der junge französische Pianist Gaspard Dehaene mit einem Programm vor, zu dem ihn sein Großvater Henri Queffélec, der ‘Schriftsteller des Meeres’ inspiriert hat: ‘Vers l’ailleurs’. Da durfte Schuberts Sonate D. 959, seine vorletzte, große Aussage vor dem Tod, nicht fehlen, zu der fünf kürzere Stücke, alle mit dem Thema des Reisens verbunden, hinführen.

Schuberts ‘Aufenthalt’ macht den Anfang, und es ist hier ein Aufenthalt, der voller Drängen, voller Aufbruchsstimmung ist. Besser hätte die Reise nicht beginnen können. Auch in ‘Auf dem Wasser zu singen’ und in der ‘Ungarischen Melodie’ spüren wir die Reiselust, den Ruf des ‘Ailleurs’, des Anderweitigen.

Liszts ‘Rapsodie espagnole’, 1867 mit dem Untertitel ‘Folies d’Espagne et Jota aragonesa’ veröffentlicht, erklingt hier in einer hoch virtuosen, ungemein farbigen und kontrastreichen Interpretation, ein Gegenstück etwa zu Murray Perahias weitaus zurückhaltender Darstellung. Dehaene gelingt es so, die Musik sehr unmittelbar und vital werden zu lassen, dem Stück seinen ganz persönlichen Stempel aufzudrücken und gleichzeitig seine phänomenale Klaviertechnik unter Beweis zu stellen. Begeisternd!

Rodolphe Bruneau-Boulmiers ‘Quand la terre fait naufrage’ nimmt Bezug auf ein Buch von Henri Queffélec mit demselben Titel (erschienen 1965) und verarbeitet die geheimnisvollen, dunklen Kräfte des Meeres.

Und dieses Stück führt zu Schuberts Sonate D. 959. Der erste Satz ist erfüllt von poetischem Klavierspiel, von kraftvollem Drängen und charmantem Verweilen. Mit atmender Gestaltung, einer wirklichen Kunst des Hineinhörens in die Schubertsche Musik der Stille, der Klage, zeichnet sich das Andantino aus, dessen rhapsodischer Mittelteil als Beispiel der inneren Verzweiflung in die Abgründe hineinblickt.

Hintergründig grotesk erklingt das Scherzo, erschreckend das Rondo in seiner Unbekümmertheit, die mit den Generalpausen wie Todesahnungen kontrastiert wird: Herzstillstand, und doch, vorwärts, woandershin, ins ‘Ailleurs’.

Bravo Gaspard Dehaene für dieses hervorragend durchdachte und konzipierte Programm, bravo für die herausragende Gestaltung.

With his program Towards an Elsewhere, French pianist Gaspard Dehaene signs another intelligently conceived and brilliantly played CD.

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