Die Gesamtaufnahme der Symphonien von Michael Haydn, die sich über Jahre mit verschiedenen Interpreten erstreckte, kommt mit dieser Aufnahme der Deutschen Kammerakademie Neuss und Lavard Skou Larsen zum Abschluss. Aus den 44 gesicherten, mit Symphonie bezeichneten Werken aus Michael Haydns Feder blieben für diese Einspielung die Werke Nr. 13 und 20. Dazu gesellt sich das erste Notturno.
Rezension von Uwe Krusch: Dieser Bruder des deutlich bekannteren Joseph fand langjährig seine Stellung in Salzburg, anders als Mozart, dem dies nicht gelang. Neben geistlicher Musik musste für gesellschaftliche Anlässe einschließlich Bällen auch viel nicht sakrale Musik geschaffen werden, die anfänglich werkuntypisch unter dem Begriff Sinfonia gefasst wurde. Trotzdem weisen die beiden hier eingespielten Stücke jeweils vier Sätze auf, bei denen der langsame an zweiter Stelle steht gefolgt vom Menuett. Die Außensätze sind gewohntermaßen schnell. Während die Symphonie Nr. 13 als geschlossenes Werk komponiert wurde, scheint die 20. als Gelegenheitsarbeit aus bereits vorhandenen Teilen zusammengesetzt worden zu sein.
Die ältere Symphonie liegt nur in verschiedenen Abschriften vor. In einem Fall findet sich eine zusätzlich Flötenstimme. Ob diese Version vom Komponisten autorisiert ist, ist unbekannt, aber auch nicht undenkbar. Das Notturno, ebenfalls mit vier Sätzen, aber getauschter Folge der Mittelsätze, könnte auch unter Mitwirkung des Geige spielenden Fürsterzbischofs Graf Colloredo aufgeführt worden sein.
Die Musik dieses Komponisten ist leicht zugänglich, immer spritzig und drängend. Trotz der einfachen Formen versteht es Haydn, die Kompositionen so geschmackvoll auszugestalten, dass sie einen nachhaltigen Eindruck von Frische und Inspiration verbreiten. Humor in seinen Kompositionen ist unzweifelhaft vorhanden, vielleicht nicht so ausgeprägt wie bei seinem Bruder. Ein besonderes Gestaltungsmerkmal ist der auch thematische Einsatz der Bläser, wohingegen seine Zeitgenossen diese oft nur zur Verstärkung der Harmonien nutzten. Haydn konnte dabei auf exzellente Musiker der Hofkapelle zurückgreifen, die diese anspruchsvollen Aufgaben spielend mittrugen.
Die Deutsche Kammerakademie Neuss hat sich seit ihrer Gründung einen packenden intensiven Zugriff auf die gespielten Programme erhalten und mit Isabelle van Keulen aktuell eine neue Inspirationsquelle für sich gewonnen. Auch die vorhergehende Zeit mit Lavard Skou Larsen hat dem Orchester gestalterische Fortschritte bei der Erarbeitung der von ihnen präsentierten Werke gebracht. So kann man hören, wie sie Michael Haydn mit Charme, Esprit und delikatem Zugriff mitreißend in Szene zu setzen.
Rezension von Guy Engels: Michael Haydn war wohl nicht so weltgewandt wie sein Bruder Joseph, musikalisch steht er auf einer Stufe mit dem Großen Oratorien-Schöpfer. Die Zeitumstände brachten es mit sich, dass Michael Haydn musikalisch in Salzburg verwurzelt blieb. Die Deutsche Kammerphilharmonie hat sich dem symphonischen Schaffen von Michael Haydn gewidmet. Zunächst unter der Leitung von Johannes Goritzki, jetzt unter Lavard Skou Larsen mit den Symphonien Nr. 13 und Nr. 20.
Das Orchester spielt temperamentvoll und spritzig. Lavard Skou Larsen vermittelt eine wohltuende Lust am Musizieren, kleidet spielerische Eleganz in einen erfrischenden Sound, in pulsierende Melodien. Dieser frischen Haydn-Brise entspricht die trockene Aufnahme in keiner Weise. Sie entzieht der Musik jenen angenehmen, perlenden Duft, der Haydns Musik so gut steht.