Viktor Ullmann: Der Kaiser von Atlantis (oder: Die Tod-Verweigerung); Pierre-Yves Pruvot, Wassyl Slipak, Anna Wall, Natalie Perez, Sebastien Obrecht, Orchestre Musique des Lumières, Facundo Agudin; 1 CD IBS 32018; Aufnahme 2015, Veröffentlichung 27/04/2018 (50'03) – Rezension von Remy Franck

Viktor Ullmanns Oper ‘Der Kaiser von Atlantis’ entstand in Theresienstadt. Der Librettist Peter Kien und der Komponist wurden dort gefangen gehalten. Während die Oper im März 1944 in Theresienstadt geprobt wurde, konnte sie dort nie aufgeführt werden, denn die Nazis sahen in der Darstellung von Kaiser Overall eine Satire auf Adolf Hitler. Sowohl der Komponist als auch der Librettist wurden 1944 in den Gaskammern des Konzentrationslagers Auschwitz ermordet. Die Oper wurde erst 1975 in Amsterdam uraufgeführt.

Die Handlung: Der Kaiser von Atlantis, Herrscher über einen großen Teil der Welt, verkündet den allgemeinen Krieg und erklärt, dass sein alter Verbündeter Tod den Feldzug führen werde. Der Tod, der durch die Anmaßung des Kaisers beleidigt ist, tritt in einen unbefristeten Streik: von nun an werden die Menschen nicht sterben. Ein Soldat und ein Mädchensoldat von gegenüberliegenden Seiten singen ein Liebesduett, anstatt zu kämpfen; Kranke und Leidende finden keine Erlösung. Der Tod verkündet, er sei bereit, seine Arbeit wieder aufzunehmen, wenn der Kaiser einwillige, der Erste zu sein, der ihm folgt. Der Kaiser willigt ein und geht in den Tod, um den Krieg am Leben zu erhalten.

Die vorliegende Aufnahme entstand beim Festival ‘Musiques des Lumières’ in der Schweiz und ist die erste Produktion, die dem Autograph folgt. Die Aufführung ist spannungsvoll, die Sänger sind mit viel Hingabe bei der Sache, sie singen sehr expressiv, aber die Aussprache ist nicht gepflegt und so bleiben, rein vokal gesehen, manche Wünsche offen. Die Aufführung ist dennoch von der ersten bis zur letzten Minute packend.

This recording of Viktor Ullmann’s short opera Der Kaiser von Atlantis was made live in Switzerland. Though, vocally, the performance is not entirely satisfying, it has enough strength to be recommendable, especially since it is the first one using the autograph.

 

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