Der Franzose Lucas Debargue wollte eigentlich nicht Pianist werden. Er ist Pianist wider seinen Willen sozusagen, er mag den Musikbetrieb nicht, findet, dass das Probensystem für Solisten völlig unzulänglich ist und füllt sich eher gemacht als geworden.
Ins Flutlicht der Öffentlichkeit kam er scheinbar aus dem Nichts im Jahr 2015 als er beim Internationalen Tchaikovsky-Wettbewerb in Moskau Vierter wurde, den Kritikerpreis erhielt und vom Moskauer Publikum adoptiert wurde.
Ohne Unterstützung seiner Eltern schlug er sich eine Zeitlang als Hilfsarbeiter und Barpianist durch, bis die russischen Klavierlehrerin Rena Shereshevskaya ihn 2011 unter ihre Fittiche nahm und ihn auf den Wettbewerb in Moskau vorbereitete.
Das Resultat hat sein Leben verändert, aber das Leben, das er als Konzertpianist führt, ist ein Leben, zu dem er sich verpflichtet fühlt und das ihm zufolge unmöglich ist. Er gibt Konzerte, weil man sie von ihm verlangt, nicht unbedingt, weil er sie geben möchte. Er könnte eigentlich gut allein mit seiner Musik leben, denn sie ist alles für ihn.
Extrem selbstkritisch, ist Lucas Debargue eine extrem schwierige Persönlichkeit. Und im Grunde ziemlich negativ.
Debargue wird im Oktober 2020 dreißig. Bislang hat die Musik die Kraft, ihn das Musikerleben leben zu lassen. Wie lange, das ist die bange Frage, die man sich am Ende dieses Dokumentarfilms stellt.