Gil Shaham ist ein Künstler, der sich in den letzten 20 Jahren immer treu geblieben ist. Für mich war und ist er der Violinist mit dem vielleicht schönsten Ton und der größten Sensibilität. Und das sind dann auch die beiden Hauptmerkmale, die die hier vorliegenden fünf Violinkonzerte aus den Dreißigerjahren des 20 Jahrhunderts auszeichnen. Sie bilden das Rückgrat von Shahams Interpretationen, denn der Künstler versteht es, jedes der vier doch sehr unterschiedlichen Konzerte äußerst differenziert und empathisch zu spielen. Aber ähnlich wie einst bei Yehudi Menuhin oder bei Rostropovich (für das Cellofach), besitzen Shahams Interpretationen immer einen sehr humanistischen, versöhnenden Charakter. Ob in Bergs depressivem Konzert, Hartmanns düsterem ‘Concerto funebre’, Barbers melodischer Klangsprache oder den ‘wilden’ Konzerten von Stravinsky und Britten, Shaham versteht die Musik als eine universelle Sprache der Versöhnung.
Man könnte jetzt auf jedes einzelne Konzert im Detail eingehen, aber das würde hier zu weit führen. Wer hören will, wie schön und berührend die Musik des 20. Jahrhunderts sein kann, der wird mit dieser Doppel-CD sehr glücklich werden. Wer allerdings objektiv klare und chirurgisch präzise Analysen dieser fünf Werke sucht, wird eher anderswo fündig werden.
Gil Shahams Partner bei Berg sind David Robertson und die Staatskapelle Dresden (welch wundervoller Klang!!), bei Barber Robertson und das ‘New York Philharmonic’, bei Stravinsky wiederum Robertson, hier mit dem ‘BBC Symphony Orchestra’, bei Britten Juanjo Mena und das ‘Boston Symphony Orchestra’ (welche Dynamik!) und bei Hartmanns ‘Concerto funebre’ leitet Shaham selbst die ‘Sejong Soloists’. Alle Interpretationen bewegen sich auf höchstem Niveau, wobei insbesondere die Konzerte von Berg und Britten begeistern.
Gil Shaham, the violinist with an extremely beautiful sound, convinces with deeply felt, humanistic performances.