Diese CD stellt so ziemlich alles in Frage, was wir in Sachen klassische Schubert-Interpretation bisher kennengelernt haben. Shuann Chai wirft mit ihren Interpretationen der Impromptus D 899 op. 90 & D. 935 op. 142 sowie der Fugen D. 24c und D. 24 gängige Interpretationsmuster über den Haufen. Anstelle von schönen, romantischen und ungefährlichen Interpretationen bekommt der Hörer hier einen wirklich wilden, männlichen und persönlichkeitsstarken Schubert vorgeführt. Chais markantes und akzentreiches, zum Teil revolutionäres Spiel steht dem klischeehaften Bild eines kränklichen Komponisten diametral gegenüber. Zwischen Chais Interpretationen und dem im Gegensatz dazu fast weichgekocht wirkenden Spiels eines Barenboim, einer Ushida oder eines Schiff, so schön es auch sein mag, liegen Welten.
Dank des Fortepianos von Michael Rosenberger (Wien ca. 1850) erlebt der Zuhörer ein komplett neues Schubert-Klanguniversum, das expressiver und mitreißender, ehrlicher und unmissverständlicher nicht sein kann. Shuann Chai erweist sich als eine Meisterinterpretin, die ihr Spiel und das Fortepiano hundertprozentig in den Dienst von Schubert stellt und uns allen neue interpretatorische und auch klangliche Perspektiven eröffnet. Wenn Sie diese CD mit ihren fast 85 Minuten zu Ende gehört haben, werden Sie spätestens dann Schubert garantiert mit anderen Augen sehen und mit anderen Ohren hören. Unbedingt empfehlenswert!
This CD challenges just about everything we know about classical Schubert interpretation. With her interpretations of the Impromptus D. 899 op. 90 & D. 935 op. 142 and the Fugues D. 24c and D. 24, Shuann Chai throws common patterns of interpretation overboard. Instead of beautiful, romantic and harmless interpretations, the listener is presented with a truly wild, masculine Schubert with a strong personality. Chai’s striking, accented, sometimes revolutionary playing is diametrically opposed to the cliché of the sickly composer. Chai’s interpretations are worlds apart from the almost soft-boiled playing of a Barenboim, an Ushida or a Schiff, however beautiful they may be.
Thanks to Michael Rosenberger’s fortepiano (Vienna ca. 1850), the listener experiences a completely new Schubert sound universe, which could not be more expressive and stirring, more honest and unmistakable. Shuann Chai proves to be a master interpreter who puts her playing and the fortepiano one hundred percent in the service of Schubert and opens up new interpretative and sonic perspectives for us all. By the end of this nearly 85-minute CD, you are guaranteed to see Schubert with different eyes and hear him with different ears. Highly recommended!