Das Klavierwerk Frühlingsrauschen war für Christian Sinding Segen und Fluch zugleich. Das bis heute bekannte und beliebte Werk sicherte ihm seine Bekanntheit. Alle anderen Werke gerieten dagegen ins Vergessen. Das mag zum einen daran liegen, dass Sinding, der in Oslo, damals Christiania, und Leipzig ausgebildet wurde, beim Komponieren eine klassisch zentraleuropäischen Stil verwendete und sich kaum, anders als sein berühmter Landsmann Grieg, der Volksmusik zuwandte.
Zum anderen blieb er in seinem Stil dem späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts nahe, und damit Kollegen wie Reinecke, Rubinstein oder Glazunov. Seine Merkmale waren zyklisch komponierte Formate, und seine Eigenständigkeit rührte aus einem frischen und männlichen Stil bis hin zu her, der auch aufgebläht wirken kann. Das alles wurde bei ihm jedoch aus einem fruchtbaren musikalischen Können heraus gestaltet.
Seine drei Klaviertrios sowie die sechs Stücke werden vom Hyperion Trio in Erinnerung gerufen. Das erste Trio zeigt noch einfache, aber schon reife Strukturen. In diesem Werk mag man noch folkloristische anklänge hören. Das zweite Trio ist eines seiner besten Werke der Kammermusik. Mit nordischer Stimmung und einer romantischen Freiheit des Ausdrucks überzeugt es. Das dritte Trio führt dann sogar in eine hyperromantische Klangwelt wie bei Salome. Den sechs Stücken für Cello und Klavier gelingt der Spagat zwischen Zugänglichkeit und trotzdem musikalischem Anspruch, der auch jeden Satz einzeln gelten lässt.
Das Hyperion-Trio hat sich in die eingespielten Werke, bei den sechs Stücken ohne den Geiger, so vertieft, dass eine vorbildliche Balance erreicht wird. Phrasierungen wurden abgeglichen, so dass die beiden Streicher bei Parallelführungen zu einem Instrument verschmelzen. Sie kosten immer wieder Steigerungen aus und können so Spannung erzeugen und halten. Phrasen werden liebevoll geformt und die Agogik genau eingesetzt.
Hagen Schwarzrock zeigt sich als ein höchst sensibler Pianist, der sich insbesondere in den langsamen Abschnitten angemessen zurückhält, um dann aber an anderer Stelle auch seine Position deutlich zu vertreten. Die Streicher, Geiger Oliver Kipp und Cellistin Katharina Troe stehen dem in aufmerksamer und spielfreudiger Umsetzung nicht nach. Im Ensemble vereinen sie ihre technische Sicherheit mit der aus ihrer Erfahrung gewonnenen Gestaltungskraft und liefern so höchst einnehmende Interpretationen dieser vier romantischen Werke ab.
The piano work Frühlingsrauschen was both a blessing and a curse for Christian Sinding. The work, which is still well-known and popular today, ensured his fame. All his other works were forgotten. One reason for this may be that Sinding, who was educated in Oslo, then Christiania, and Leipzig, used a classical Central European style when composing and, unlike his famous compatriot Grieg, rarely turned to folk music. And on top, his style remained close to that of the late 19th and early 20th centuries, i.e. colleagues such as Reinecke, Rubinstein and Glazunov.
His characteristics were cyclically composed formats, and his independence stemmed from a fresh and masculine style, which can also appear pompous. However, all of this was shaped by his fertile musical skills.
His three piano trios and the Six Pieces are recalled by the Hyperion Trio. The first trio still shows simple, but already mature structures. One may still hear folkloristic echoes in this work. The second trio is one of his best works of chamber music. It convinces with its Nordic mood and romantic freedom of expression. The third trio even leads into a hyper-romantic world of sound, as in Salome. The six pieces for cello and piano manage the balancing act between accessibility and yet musical sophistication, which also allows each movement to stand on its own.
The Hyperion Trio has immersed itself in the recorded works, in the six pieces without the violinist, in such a way that an exemplary balance is achieved. Phrasing was harmonized so that the two strings merge into one instrument in parallel performances. They repeatedly savor climaxes and are thus able to create and maintain tension. Phrases are lovingly shaped and the agogics are used precisely.
Hagen Schwarzrock shows himself to be a highly sensitive pianist who holds back appropriately, especially in the slow sections, but then clearly asserts his position at other points. The strings, violinist Oliver Kipp and cellist Katharina Troe are not inferior in their attentive and playful realization. As an ensemble, they combine their technical security with the creative power gained from their experience to deliver highly engaging interpretations of these four Romantic works.