Der bald 80-jährige, immer noch aktive Ketil Hvoslef, geboren als Ketil Sæverud, ist der Sohn des Komponisten Harald Sæverud. Als Kind wollte er Maler werden, kam über eine Rockband, eine Position als Organist und als Theorielehrer an der Musikhochschule in Bergen, Norwegen, und, nachdem er eine Familie gegründet hatte, in seinem 40. Lebensjahr dazu, ausschließlich zu komponieren. Mit seinem vollständigen Wechsel ins Kompositionsfach nahm er den Mädchennamen seiner Mutter an, um eine Verwechslung mit seinem Vater zu vermeiden.
Neben drei Opern, 19 Konzerten und Chorwerken stellt die Kammermusik einen wesentlichen Teil seines Schaffens dar. Aus diesem Bereich werden fünf Kompositionen vorgestellt. Einige Kriterien seiner Arbeitsweise sind die Ökonomie der Komposition, die überraschende, wenn nicht sogar teilweise ‘unmögliche’ Kombination von Instrumenten sowie eine humoristische Ader und sein Wunsch, das Publikum auf die Stuhlkante zu ziehen, weg von der Sessellehne.
Zwei Werke, ‘Inventiones’ und ‘Bel Canto’, sind für die klassische Kombination von Violine und Klavier geschrieben. ‘Inventiones’ besteht aus drei Teilen, bei denen auf Vitalis Inventionen, also seine Trickkiste, Bezug genommen wird. In der zweiten Szene rollt eine Flasche in einem Bus hin und her, in der dritten kann man Mozart vernehmen. Der Humor ist unverkennbar.
‘Bel Canto’ bezieht sich auf die Kunstrichtung, in der wortloser Unsinn gesungen wird. Hier wird dies durch ein tonales schönes Stück erreicht, das in einem unschönen Umfeld spielt.
Ein Beispiel für die unmögliche Instrumentenkombination ist ‘Kvartoni’, dessen Name sich auf die Besetzungszahl und die Quarten im Notentext bezieht. Auch ein anderer Aspekt seiner Arbeit wird deutlich. Ein ernsthafter Kompositionsantritt wird lustvoll dargeboten. Auch seine Jazz- und Popvergangenheit ist nicht zu überhören.
Eine überraschende Instrumentenkombination gibt es im Sextett mit Flöte, Klarinette, Horn, Gitarre, Violine und Klavier. Das sowohl thematisch als auch strukturell leicht zugängliche Werk zieht den Zuhörer leicht auf die Stuhlkante.
Klassisch im Stil, wieder ungewohnt in der Besetzung, ist das Kirchenduo für Gitarre und Orgel. Die Gitarre scheint verstärkt zu sein, was wohl auch erforderlich ist, um eine Ausgewogenheit zu erreichen.
Die Ausführenden kommen vor allem aus Bergen, entweder vom
Philharmonischen Orchester oder aus der Grieg-Universität. Dadurch wird eine enge Verbindung von Komponist und Instrumentalisten erreicht. Die Musiker tragen den Humor des Komponisten mit und können sich auch in die Gefühlswelt des Tonsetzers intensiv hineinleben. So gelingt bei allen Werken eine intensive und zugleich anregende Interpretation. Den Hörer erwartet jedenfalls ein spannendes und klangvolles Hörerlebnis.
The third volume of Ketil Hvoslef’s chamber works show the main aspects of his style, with a lot of humour and unexpected instrumentations. Hvoslef is a self-confident and distinctive composer who clearly wants the audience to be involved with his music. The performances by musicians from his home city Bergen in Norway is thrilling.
Rezension von Vol.1:
https://www.pizzicato.lu/interessante-kammermusik-aus-norwegen/