Die Lyrik für diese Lieder stammt von deutschsprachigen Autoren. Dass die vielfältige Auswahl an deutscher Lyrik aus diversen Epochen auch Tonsetzer anderer Herkunft zur Vertonung inspiriert hat, mag kaum überraschen. Die Beispiele dieser Aufnahme kommen daher auch von Komponisten anderer Muttersprache. Im Falle der Vertonungen durch Maurice Delage liegt den Liedern die Übersetzung des Heine Textes ins Französische von Gérard Labrunie zugrunde. Zu den Komponisten gehört auch der Pianist dieser Aufnahme.
Die hier getroffene Auswahl abseits ausgetretener Pfade bietet Möglichkeiten, verschiedene Interpretationen zu zeigen. Der Bariton Christopher Jung zeichnet sich zunächst durch eine exzellente Artikulation aus, so dass die Lektüre der abgedruckten Texte verzichtbar ist. Bei den französischen Texten kann man bemerken, dass es sich nicht um einen Muttersprachler handelt.
Ansonsten startet Jung in den ersten sechs Liedern gedeckt im Ansatz, so dass Verhaltenheit die Lieder kennzeichnet. Das wird etwa bei Lahore von Delage auch durch die schwierige Vortragsweise mitbestimmt, da die Kantilenen mit halb oder weit geschlossenem Mund zu singen sind. Erst ab den Stücken von Britten hellt sich der Gestus auf und wird lebhafter.
Beide, Bariton Christopher Jung und Jan Roelof Wolthuis am Klavier, geben den Liedern einen geradlinigen Charakter. Irgendwie werde ich den Eindruck nicht los, dass beide Interpreten zu sehr auf Sicherheit bedacht sind. Man meint, dass sie ihren Emotionen keinen freien Lauf lassen. Während man bei Jung vielleicht noch gute Ansätze erkennen mag, ist das Spiel von Wolthuis trocken korrekt. Sicherlich ist er ein aufmerksamer Begleiter, der der Singstimme folgt. Aber er zeigt kein Eigenleben.
Nun mag man einwenden, dass die ausgewählten Lieder vorwiegend einen melancholischen Inhalt haben und deswegen auch eine nachdenkliche Sichtweise zu verhaltener Deutung einlädt. Etwa das Ende des Gedichts Menschheit von Georg Trakl bringt aber einen Ausbruch, der jedoch konstruiert wirkt und nicht aus der Empfindung zu kommen scheint.
Trotz der interessanten Auswahl der Komponisten und Lieder bleibe ich beim Hören innerlich unbeteiligt. Für größere Anteilnahme hätten mir die Interpretationen mehr bieten müssen. Immerhin schließt die CD versöhnlich mit den Sechs Lieder nach Gedichten von Rainer Maria Rilke von Petr Eben, was sowohl die Musik wie auch die hier griffige Interpretation betrifft.
The lyric poetry for these songs comes from German-speaking authors. That the diverse selection of German poetry from various epochs has also inspired composers of other origins to set them to music may hardly come as a surprise. The examples in this recording therefore also come from composers of other native languages. In the case of the settings by Maurice Delage, the songs are based on the translation of Heine’s text into French by Gérard Labrunie. The pianist of this recording is also one of these composers.
The off-the-beaten-path selections here offer opportunities to showcase a variety of interpretations. To begin with, baritone Christopher Jung excels in articulation, making the reading of the printed texts dispensable. In the French texts, one may note that this is not a native speaker.
Otherwise, Jung starts muted in the approach in the first six songs, so that demeanor characterizes the songs. In the case of Lahore by Delage, for example, this is also determined by the difficult manner of performance, since the cantilenas have to be sung with the mouth half or wide closed. Only after the pieces by Britten does the gesture brighten and become more lively.
Both, baritone Christopher Jung and Jan Roelof Wolthuis at the piano, give the songs a straightforward character. Somehow I can’t get rid of the impression that both performers are too concerned with security. One feels that they do not give free rein to their emotions. While one might recognize good approaches in Jung, Wolthuis’ playing is dryly correct. Certainly he is an attentive accompanist who follows the singing voice. But he shows no life of his own.
Now one may object that the selected songs have predominantly a melancholic content and therefore a thoughtful view invites restrained interpretation. However, the end of the poem Menschheit (mankind) by Georg Trakl, for example, brings an outburst, which, however, seems constructed and does not seem to come from the sentiment.
Despite the interesting choice of composers and songs, I remain inwardly uninvolved while listening. For greater sympathy, the interpretations should have offered me more. At least the CD closes conciliatory with the Six Songs after Poems by Rainer Maria Rilke by Petr Eben, concerning both the music and the here gripping interpretation.