Der Deutsche Bühnenverein fordert die Einstellung des umstrittenen Strafverfahrens gegen den russischen Regisseur Kirill Serebrennikov. Kirill Serebrennikov soll nach dem Willen der Moskauer Staatsanwaltschaft zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt werden. Zudem forderte die Staatsanwaltschaft am Montag, dem 22. Juni 2020, vor einem Moskauer Gericht eine Geldstrafe von 800.000 Rubel. Neben dem Regisseur und Leiter des Gogol-Center Moskau werden in diesem Verfahren gegen russische Künstler*innen auch dem Produzenten Alexej Malobrodski, der Direktorin des Moskauer Jugendtheaters Sofia Apfelbaum und dem ehemaligen Direktor des Siebten Studios Yuri Itin die Veruntreuung von Fördermitteln vorgeworfen. Schon zu Beginn des seit 2017 laufenden Strafprozesses gegen den Regisseur hatte sich der Deutsche Bühnenverein öffentlich für eine faire Behandlung von Kirill Serebrennikov ausgesprochen, und die Vorwürfe und die Rechtsstaatlichkeit des Verfahrens gegen ihn angezweifelt. Damit steht der Verband nicht allein: Das Verfahren wird international als politischer Schauprozess gegen die liberale Kunstszene in Russland kritisiert. Kirill Serebrennikov wurde vor zwei Jahren festgenommen und für eineinhalb Jahre unter Hausarrest gestellt. Kanzlerin Angela Merkel sowie internationale Künstler haben sich bereits für den Regisseur und Theaterleiter eingesetzt.
Ulrich Khuon, Präsident des Deutschen Bühnenvereins, äußerte sich heute zum Fall Kirill Serebrennikov: « Der Deutsche Bühnenverein schätzt den künstlerischen Austausch zwischen den Kulturnationen Russland und Deutschland als hohes Gut. Ein Austausch bedeutet aber, dass Kunst sich in den jeweiligen Ländern frei entwickeln darf und gegenseitig befruchten kann. Unbequeme und kritische Kunst ist in Russland offenbar seit Längerem nicht mehr erwünscht. Wir sind bestürzt, dass dieses Verfahren, das viele Rechtsgrundsätze missachtet, derart unbarmherzig gegen Kirill Serebrennikov durchgefochten wird.“