Lange Zeit wurden Beethovens Diabelli-Variationen von den Pianisten quasi ignoriert. Erst in den letzten beiden Jahrzehnten finden sich immer mehr Interpreten, die sich mit diesem unterschätzten Werk auseinandersetzen und es auf CD einspielen. Ein Grund, warum die Diabelli-Variationen lange Jahre als minderwertig galten, ist wohl der vermeintlich oberflächliche und virtuose Charakter ohne Tiefgang und künstlerischen Anspruch. Diesem Klischee entspricht Edoardo Torbanellis Einspielung auf dem Conrad Graf-Hammerklavier (1827), die wir hier nur kurz erwähnen, zeigt sie doch sehr deutlich, wie schnell man an diesem Stück vorbeinavigieren kann. Dabei ist Torbianelli ein manuell sehr versierter Pianist, dem die Variationen (und Bagatellen op. 119) mit Leichtigkeit gelingen. Allerdings bleibt seine Interpretation sehr oberflächlich und geht dem Kern des Werkes in keinster Weise auf den Grund.
Ganz anders Andras Schiff, für mich der vielleicht beste und sicherlich interessanteste Beethoven-Interpret der Gegenwart. Und er stellt nicht nur eine Einspielung von Beethovens op. 120 vor, sondern gleich zwei. Die erste (kombiniert mit der Sonate op. 111) wird von Schiff auf einem Bechstein-Flügel (1921) gespielt, dessen besonderer Klang die emotionale Tiefe der Variationen hervorragend auslotet. Natürlich weiss Schiff, wie er das Werk anzugehen hat, und setzt das Instrument ganz in den Dienst seiner Deutung.
Ganz anders dann seine Aufnahme des gleichen Werkes (hier in Kombination mit den Bagatellen op.126), für die er ein Fortepiano von Franz Brodmann (1820) benutzt. Mit diesem Instrument legt Schiff die Architektur offen, legt sehr viel Wert auf die Form und entwickelt somit das Werk aus dem Geiste der Klassik heraus, während seine Bechstein-Einspielung die Romantik und den Geist Schuberts und Schumanns bereits vorausnimmt. Dabei dringt Schiff jedes Mal, allerdings auf sehr verschiedenen Art und Weise zu Kern der Musik vor und zeigt dem Hörer, wie kunstvoll, ernsthaft und tiefgründig seine Diabelli-Variationen doch konzipiert hat. Grandios dann auch Schiffs Interpretation vom Opus 111.
If Edoardo Torbianellio plays quite superficially on his fortepiano, Andras Schiffs digs deep into the music, and he does it even twice, firstly on a Bechstein from 121, secondly on a Brodmann Fortepano from 1820. An besides reaching the core of the music, his playing perfectly reveals the architecture of the works.