Auf den ersten Blick sieht das Programm dieser CD des 24-jährigen russisch-französischen Geigers Fedor Rubin etwas buntgemischt aus. Aber das Ganze hat doch Kopf und Fuß, wie der Geiger selber erklärt « Der Titel ‘Reflets’ unserer CD resultiert aus zwei Hauptideen. Erstens darauf, dass alles in der Kunst auf irgendeine Weise zusammenhängt, sich aufeinander bezieht. (…) Ravel war Kompositionsschüler von Fauré, der dann Klavierlehrer von Lili Boulanger war usw.; Catoire ist beeinflusst von Wagner, aber wenn man seine Sonate hört, kommt einem als erstes der Gedanke: ‘Das ist doch die Violinsonate, die Rachmaninov nicht geschrieben hat!’ – obwohl Rachmaninov jünger als er war. Interpreten werden dann zu Spiegelungen der Komponisten im dem Moment, wo sie dessen Werk spielen. Der zweite Gedanke bezieht sich auf unsere eigene Geschichte, auf die Traditionen und Kulturreflektionen, von denen ich selber betroffen bin, da ich in Russland geboren wurde und in Frankreich aufgewachsen bin (was auch die Gestaltung des Programmes bedingt: russische und französische Werke, je eine Sonate, je zwei Miniaturen, die zusammengehören, und je ein isoliertes Stück; diese Stücke reflektieren sich auch in der Programmreihenfolge, die auch immer zwischen Russland und Frankreich wechselt. Catoire war im Gegenteil zu mir französischer Abstammung, aber in Russland aufgewachsen. Er hat Mathematik studiert und später Musik, genauso wie mein Großvater, der Komponist Edison Denissov. »
So viel also zum Programm. Das dritte, was die Musik hier eint, ist letztlich das Spiel der beiden Interpreten. Und dass Rudin Florian Noack als Klavierpartner wählte, ist ein Glücksfall. In der legendären Oistrach-Goldenweiser-Aufnahme der Catoire-Sonate mag Oistrach etwas differenzierender und nuancenreicher spielen, sicher aber nicht leidenschaftlicher, und vor allem atmet sein Pianist nicht so gut mit ihm wie Florian Noack mit Rudin.
Unter den kleineren Stücken gefallen vor allem die rhythmisch sehr prägnante ‘Valse-Scherzo’ von Tchaikovsky, der phänomenal virtuose ‘Ungarische Tanz’ von Rachmaninov und das charmant-sensuelle ‘Nocturne’ von Lili Boulanger.
Die von George Enescu und Maurice Ravel selber uraufgeführte 2. Violinsonate des Franzosen ist auf dieser CD in einer sehr spannenden Aufführung zu hören, wo das Duo Rudin-Noack wieder sehr kongenial dialogiert.
Die kontrastreichen Ecksätze mit ihren lyrischen Momenten und anderenorts propulsiver Rhythmik rahmen einen Mittelsatz mit der Bezeichnung ‘Blues.Moderato’. Dieser Satz mit seinem jazzigen Charakter gelingt den sehr inspirierten Interpreten ganz gut.
Und so haben wir es hier mit einer wirklich attraktiven CD zu tun, die ein brillantes junges Duo präsentiert.