Busoni gehört zu den äußerst selbstkritischen Komponisten. Bei ihm ging es soweit, dass er die Zweite Sonate als sein Opus 1 betrachtete und somit auch die Erste Sonate nicht anerkannte. Doch auch die Zweite betrachtete er als verkümmert, wenn auch der Zuspruch von Fritz Kreisler und dem Publikum groß war. Während die erste noch einen Nachhall auf die von ihm so geschätzte Musik von Johannes Brahms bietet, knüpft die ebenfalls dreisätzige zweite Sonate an Bach ‘Wie wohl ist mir …’ aus dem Notenbüchlein der Anna Magdalena Bach an und führt mit ungewöhnlichem Aufbau in neue Richtungen.
Ingolf Turban mit der Geige und Ilja Scheps am Klavier, erstmals als Partner einer Aufnahme, gehen die Werke mit einer intensiven und kraftvollen Deutung an, die trotzdem mit hellem schlankem Ton und ausgefeilter Spieltechnik des Geigers luftig und inspiriert wirkt.
Der aus Russland stammende Pianist Ilja Scheps lebt inzwischen seit vielen Jahren als Dozent in Deutschland. Wie vom Komponisten vorgesehen, ist er ein gleichberechtigter Partner des Geigers, so dass die beiden eine angeregte Unterhaltung mit ihren Instrumenten führen. Eine solche Unterhaltung lebt auch von unterschiedlichen Standpunkten, die aber immer wieder zu einem gemeinsamen Weg finden.