« Ich kann nicht komponieren, wenn ich nichts zu sagen habe », sagt die seit vielen Jahren in München lebende amerikanische Komponistin Gloria Coates. Entsprechend aussagekräftig ist denn auch tatsächlich ihre Musik. Doch das ist nur das einzige Merkmal ihrer Kompositionen. Sie gehört auch zu den Komponisten, die man an ihrem Klang identifiziert. Sie gehört sogar zu den ganz leicht Identifizierbaren.
Gloria Coates begann früh mit dem Komponieren und gewann bereits mit vierzehn Jahren in einem amerikanischen Kompositionswettbewerb einen Preis. Nach Abschluss ihres Kompositionsstudiums bildete sie sich weiter an der ‘Louisiana State University’ und der ‘Columbia University’ in New York, am Mozarteum in Salzburg sowie bei Alexander Tscherepnin.
Ihre ‘Music on Open Strings’, die erste von mittlerweile 15 Symphonien, war 1978 beim Warschauer Herbst ein heiß diskutiertes Werk, das acht Jahre später noch so präsent war, dass es 1986 beim Koussevitzky-Preis ausgezeichnet wurde. Daneben komponierte Coates Streichquartette, kammermusikalische und Vokalkompositionen, Werke für Soloinstrumente, elektronische Musik und Werke für die Bühne
In ihrer Musik sind die vielen Glissandi zum Markenzeichen geworden. Doch dieser Glissando-Stil wird nie monoton, weil er eben immer an eine Aussage gebunden ist und derart vielfältig variiert wird, dass man letztlich über eine solche Erfindungsgabe nur staunen kann. Zu immer neuen Klangwirkungen kommt es z.B. im Orchesterpart von ‘Holographic Universe’ (1975), dem ersten Stück dieser CD. Die Solovioline führt hier ihre eigenen Monologe, sehr konventionell eigentlich, und steht so quasi in Opposition zum ständigen Fluss der Orchesterklänge, die dem Ohr immer zu entgleiten scheinen oder, wie eben in der Holographie, den Eindruck machen, frei im Raum zu schweben. Coates nennt es auch eine Interaktion zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein.
Aparte Klangerfahrungen kann der Hörer auch in dem Solo-Klavierstück ‘Where the Eagle Flies’ machen, in dem Ober- und Untertöne den Reiz der Musik ausmachen.
Um die unendlichen Glissandi geht es wieder in ‘Among the Asterioids’ für Streichquartett (1962), in dem uns die Komponistin zu einem galaktischen und selbstverständlich schwerelosen Spaziergang einlädt, in dem die Klangwunder der Frau Coates die Asteroiden fast zu Lebewesen machen, die in sehr unterschiedlichen Flugbahnen winseln, schnurren, fauchen, pfeifen, grollen und kratzen. Ach, sie haben uns ja sooooviel zu erzählen, diese niedlichen Kleinkörper!
Kreiselnd bewegen sich Melodien, die kommen und gehen, in ‘Lunar Loops’ für zwei synthetisierte Gitarren, und zu einem klanglich sehr interessanten Gedankenaustausch kommt es anfangs zwischen einem mächtigen Kontrabass und einem schmächtigen Klavier in ‘The Silver Yed Soul’. Und wenn sich das Klavier dann perkussiv zur Wehr setzt, umgarnt es der Kontrabass mit lyrisch-serenadenhaften Tönen. Doch umsonst, das Klavier bleibt kühl und der Bass steuert grantig einem Unentschieden zu. Die Seele behält letzten Endes ihr silbriges Auge.
Various works introduce the listener to the astonishing though very distinctive and personal sound world of American composer Gloria Coates. If you like the very special sound experience, don’t hesitate, this CD is for you!