Das neue Album von Enjott Schneider ist dem Saxophon gewidmet. Alle vier Werke, davon drei von 2016, haben dieses Instrument zum Solisten. Bei der ‘Pavane’ über einen Tanz von Luis de Milan gesellt sich ein Englischhorn zu einem Saxophonquartett.
Diese ‘Pavane’ sowie ‘All Times Go Bye’ von 2003, das auf Präludien von Johann Sebastian Bach anspielt, übrigens für Saxophontrio, sind die beiden Werke, in denen frühere Kompositionen verarbeitet werden, die den heutigen Werken von Schneider eine aussagekräftige und schöne Grundlage geben.
‘Berlin Punk’ gesellt zum Saxophonquartett ein Orchester dazu. Damit versucht der Komponist, mit symphonischen Mitteln das Lebensgefühl und den Charakter der Punkmusik darzustellen. Das ist ein sehr rhythmisches, effektheischendes, prall lebensvolles Stück, das in den langsamen Sätzen auch lyrische Momente auf der Suche nach Geborgenheit anspricht. ‘Cri Muet’, also ‘stummer Schrei’, ist als Gedenken an die Opfer des Anschlags vom November 2015 in Paris entstanden und fügt der Besetzung mit einem Sopransaxophon neben dem Orchester noch einen Chor hinzu, der Fetzen aus Oden von Schiller anstimmt.
Das ‘Clair-Obscur’-Saxophon Quartett wurde auch von Friedemann Weigle, also einem Streichquartettspieler, instruiert und hat daher seine feinsinnige und nuancenreiche Sprache. Ihr Spiel ist immer technisch vom Feinsten und auch interpretatorisch treffen sie Gehalt der Musik, so dass ihr Beitrag ohne Frage zu genießen ist. Auch Dominik Wollenweber mit seinem Englischhorn schließt sich dieser maßgebenden Linie an.
Der Chor aus Krasnoyarsk kann die deutsche Aussprache nicht ganz so elegant vermitteln, hat aber als Ensemble in seinem kleinen Beitrag seine Meriten.
Dem Staatlichen Symphonieorchester Sibiriens, dem Vladimir Lande vorsteht, gelingt es insbesondere bei ‘Berlin Punk’, diese wirkmächtige und unmittelbar ansprechende Musik ebenso darzustellen.