Das Violinkonzert des heute 51-jährigen amerikanischen Komponisten Christopher Alan Schmitz beginnt sehr zart mit einem als ‘Dark’ bezeichneten Satz, der dann aber dramatischer wird, wobei sich die Geige nicht vom Orchester beeindrucken lässt und flink davon eilt, mit dem Orchester auf den Fersen. So entwickelt sich ein spannendes Katz und Maus-Spiel, nach dem sich die Geige in einer Kadenz charakterstark behaupten kann, ehe eine gemeinsame Coda den Satz schwungvoll beendet.
Es folgt ein langsamer Satz, eine Romanze, die man auch als Notturno bezeichnen könnte, wären da nicht die zwei leidenschaftlichen Aufwallungen vor einem erneut sensuellen-süßlichen Schluss, die eher an eine Liebesnacht erinnern. Es ist ein schöner und wirkungsvoller Satz, der einem verspielten dritten Satz vorausgeht, der nicht nur von der Solistin, sondern auch von verschiedenen Orchestersolisten Kapriolen verlangt. Damit kontrastieren etwas pathetischer einfallende Blechbläsertexturen, die den Klang bereichern. Überhaupt ist dies ein orchestral vorzüglicher konzipierter Satz in einem neuromantischen Violinkonzert, das düster beginnt und brillant aufhört. Die Geigerin Amy Schwarz Moretti bringt sich dabei mit einem tadellosen Spiel ein.
Die Erste Symphonie mit dem Untertitel Land of the Free, startet mit einem sehr meditativen Satz, Threads of Resilience, Fäden der Widerstandsfähigkeit. Christopher Alan Schmitz sagt dazu: « Land of the Free spricht über den fragilen Zustand der amerikanischen Freiheit, in der unser empfindliches Gleichgewicht von Kontrolle und Balance um sein Überleben kämpft. Im modernen Zeitalter der sozialen Medien ersetzt die Wahrnehmung die Realität, und die Unmittelbarkeit des Online-Dialogs fördert die Provokation gegenüber der kritischen Untersuchung. Die fünf Sätze der Sinfonie beschreiben eine emotionale Reise durch diese Realität – Gefühle der Unzerstörbarkeit, Verwirrung, Angst, Liebe, Wut, Trauer, Verzweiflung … und schließlich Hoffnung. Das Werk endet mit einem immer verzweifelter werdenden Friedensgebet, das von einem Chor zu den Worten des lateinischen Messgesangs Agnus Dei gesungen wird. »
Diese scharfsinnige Analyse der Gesellschaft führt zu einer musikalischen Umsetzung, die nicht ohne Funken von Hoffnung doch eher schwermütig klingt.
Im zweiten Satz, Shadow Empire, gibt es ganz klar auch den Ausdruck von Nervosität, Unsicherheit und sogar Angstgefühlen. Das macht diesen Satz zu einem orchestral reichen und emotional packenden Stück Musik, dessen Vielfalt die heutige Gesellschaft nicht nur in Amerika musikalisch sehr gut beschreibt.
Viral Veil, also Viraler Schleier, verdeutlicht mit einer drängenden Musik, wie sich alle möglichen Botschaften und Fake News viral verbreiten und quasi im Nichts enden.
Der melodisch-lyrische vierte Satz, Sins of Inaction, Sünden der Untätigkeit wirkt auf mich eher wie ein Gefühl der Läuterung, wie ein Neubeginn nach der Katastrophe, was aber angesichts des dramatisches Schlusses sicherlich nur ein trügerisch falsches Gefühl ist und die Whispered Prayers (Agnus Dei) des Finales durchaus rechtfertigt, die den Hörer zunächst noch sehr nachdenklich und eher pessimistisch stimmen, ihn dann aber auf einer Note versöhnlicher Hoffnung entlassen.
Und so ist es Christopher Schmitz gelungen, mit seiner ersten Symphonie ein programmatisch aussagekräftiges Werk zu schaffen, das in einer traditionellen, aber ungemein raffinierten Orchestrierung eine starke Botschaft transportiert.
The Violin Concerto by the now 51-year-old American composer Christopher Alan Schmitz begins very delicately with a movement described as « dark », which then becomes more dramatic, with the violin refusing to be intimidated by the orchestra and nimbly rushing off with the orchestra at its heels. An exciting game of cat-and-mouse ensues, after which the violin is able to assert itself with a strong character in a cadenza, before a joint coda brings the movement to a lively close.
This is followed by a slow movement, a romance that could be called a nocturne, were it not for the two passionate outbursts before another sensual, sweet ending, overall more reminiscent of a night of love. It is a beautiful and effective movement that precedes a playful third movement that demands virtuosity not only from the soloist but also from various orchestral soloists. This is contrasted with more pathetic brass textures that enrich the sound. All in all, this is a superbly orchestrated movement in a neo-romantic violin concerto that begins somberly and ends brilliantly. Violinist Amy Schwarz Moretti contributes impeccable playing.
The First Symphony, subtitled Land of the Free, begins with a very meditative movement, Threads of Resilience. Christopher Alan Schmitz says: « Land of the Free speaks of a tenuous state of American freedom in which our delicate equilibrium of checks and balances struggles to endure. In this modern era of social media, perception supersedes reality and the immediacy of online dialog encourages provocation over critical inquiry. The symphony’s five movements depict an emotional journey through this reality – feelings of resilience, confusion, dread, love, anger, sadness, desperation… and, ultimately, hope. The work ends with an increasingly desperate prayer for peace, sung by a choir to the words of the Latin Mass movement Agnus Dei (Lamb of God). »
This perceptive social analysis leads to a musical realization that sounds rather melancholy, but not without a spark of hope.
In the second movement, Shadow Empire, there is also a clear expression of nervousness, uncertainty, and even fear. This makes this movement an orchestrally rich and emotionally gripping piece of music, the diversity of which musically describes today’s society, not only in America.
Viral Veil uses urgent music to illustrate how all kinds of messages and fake news spread virally and end up in the void.
The melodic-lyrical fourth movement, Sins of Inaction, seems to me more like a feeling of purification, like a new beginning after the catastrophe, but this is surely only a deceptively false feeling in view of the dramatic conclusion, and certainly justifies the Whispered Prayers (Agnus Dei) of the finale, which at first make the listener very thoughtful and rather pessimistic, but then release him on a note of reconciling hope.
Thus, with his first symphony, Christopher Schmitz has succeeded in creating a programmatically significant work that conveys a strong message in a traditional but incredibly refined orchestration.