Im eigenen Label legt das Philharmonia Orchester Zürich zusammen mit seinem aktuellen Chefdirigenten Fabio Luisi die beliebteste Symphonie von Anton Bruckner vor, die vom Komponisten selber als ‘Romantische’ betitelte Vierte. Gewählt wurde die Version von 1878 mit dem Finale von 1880. Das Orchester kann sich ohne Berührungsängste neben andere große Klangkörper stellen und von den eigenen Fähigkeiten überzeugt sein. Das wird bei dieser rundum satten Aufnahme deutlich.
Den Einstieg im ersten Satz nimmt Luisi deutlich mit dem Gedanken an das ‘Romantische’ im Sinn, das ihn zu einer sehr weich geschwungenen Lesart inspiriert, die kaum einmal die Positionen des großen Blechs fordert oder gar auskostet. Das geschieht dann erst später, vor allem im vierten Satz, der mitunter doch recht blechaffin aufscheint. Der zweite Satz eröffnet unruhig und lässt den freien Atem vermissen, den andere Interpreten hier haben. Das ist zwar nicht gehetzt, aber eben auch nicht entspannt. Die Spannung, also der große Bogen, ist überhaupt das Thema bei Bruckner. Hier gelingt es immer wieder, schön entwickelte Szenen zu inszenieren, aber das reicht nicht für den ganz gelungenen Wurf. So wird der dritte Satz mit einem guten Grundtempo angeboten und trotzdem fehlt die Oberflächenspannung. Vielleicht war das Romantische zu sehr im Kopf, um auch mal markant Stellung zu beziehen.