Die Bratscherin Isabel Villanueva stellt auf dem aktuellen Album mit der Musik von Hildegard von Bingen, Johann Sebastian Bach und Heinrich Ignaz Franz Biber alte Musik der jüngeren von György Kurtag zur Seite. Damit ist das Programm nicht so gemischt wie auf ihrer CD Bohèmes, aber auch epochenüberspannend. Im Zentrum steht die zweite Partita von Bach mit der abschließenden großen Chaconne, die Bach im Rahmen seiner Werke für Violine solo geschrieben. Von wem die Adaptionen der Werke für die Viola stammen, ist dem Beiheft nicht zu entnehmen.
Mit dem deutlich ausgeloteten Hall des Kirchenraums, in dem die Aufnahme gemacht wurde, wird beim Spiel eines Einzelinstruments keine Verzerrung bewirkt. Trotzdem wird eine gewisse Wolkigkeit erzielt, was vielleicht eine klangliche Umsetzung des essayistischen Textes im Beiheft sein kann, der die Frage nach dem Anfang stellt, wonach Musik noch als Offenbarung verstanden wurde.
Isabel Villanueva entfaltet alle Werke in dem inspirierend schlichten Kirchenraum, den man auf einem Foto sehen kann, feinfühlig mit ruhigem Atem. So vermittelt sie eine Atmosphäre, die man wie ein hörbares stilles Gebet vernehmen mag. Sie nutzt ihre Interpretationen, um auch die Stille, unabdingbare Voraussetzung der Musik, mit anklingen zu lassen. Nicht auftrumpfendes Gehabe ist ihr Ziel, sondern feinsinniges Schweben. Lyrisch, mitunter fast zaghaft zelebriert sie die Stücke. Auch die Chaconne von Bach und die Passacaglia von Biber werden frei jeder Schärfe mit auslotend klangvollem Ritus gezeigt.
On her latest album, violist Isabel Villanueva juxtaposes early music with the music of Hildegard von Bingen, Johann Sebastian Bach and Heinrich Ignaz Franz Biber with more recent music by György Kurtag. Thus the program is not as mixed as on her recording called Bohèmes, but it also spans epochs. The centerpiece is Bach’s second Partita with the concluding great Chaconne, written by Bach as part of his works for solo violin. The author of the adaptations of the works for viola is not indicated in the booklet.
While the reverberation of the church hall in which the recording was made is clearly defined, there is no distortion in the playing of this single instrument. Nevertheless, a certain cloudiness is achieved, which may be a sonic realization of the essayistic text in the booklet supplement, which asks the question of the beginning, after which music was still understood as revelation.
Isabel Villanueva delicately unfolds all the works with steady breath in the inspiringly simple church space that can be seen in a photograph. In this way, she conveys an atmosphere that one may hear like an audible silent prayer. She uses her interpretations to let silence, an indispensable prerequisite of music, resonate as well. Her goal is not ostentatious posturing, but subtle floating. She celebrates the pieces lyrically, sometimes almost timidly. The Chaconne by Bach and the Passacaglia by Biber are also presented free of any sharpness.