Der 1987 geborene russische Geiger Aylen Pritchin lässt sich nicht beirren und legt eine anspruchsvolle Einspielung nach der anderen vor. Jetzt hat er sich des Solorepertoires angenommen. Neben den drei Sonaten aus den vierziger Jahren des letzten Jahrhunderts von Bartok, Honegger und Prokofiev hat er auch erstmalig Thema mit 8 Variationen von Jean Françaix eingespielt.
Während Bartok die Möglichkeiten der Geige ausforschte, um sie seinen musikalischen Ideen unterzuordnen, hatte Honegger seinen musikalischen Gedankenfluss dem Instrument untergeordnet. Bei Prokofiev wiederum erweitert er die Geige in der Art, dass das Werk als Übungsstück von einer Vielzahl von Studierenden gedacht war. Noch wieder anders geht Françaix vor, der seine Komposition zwar virtuos ausgestaltet, ihr aber einen charmanten unterhaltenden Charakter gibt, der gleichwohl auch mit tiefsinnigem Ideenreichtum glänzt.
Mit seiner Alleinstellung bei diesen Werken ist Pritchin dem Hörer, anders in seine bisherigen Aufnahmen mit einem Pianisten bzw. einem Klaviertrio, sozusagen schutzlos ausgeliefert. Dass dieser Umstand weder ihn beeinträchtigt hat noch den Konsumenten beängstigen muss, war bei den Fähigkeiten dieses Musikers zu erwarten. Neben den unzweifelhaft beeindruckenden technischen Möglichkeiten, über die er verfügen kann, ist er auch ein hochintelligenter und aufmerksamer Musiker. Ausgestattet mit diesen Gaben, Noblesse oblige, kann er jedes Werk mit leicht klingender Hand und souveräner Geste natürlich interpretieren. Dabei weiß er den Werken seinen eigenen Ansatz zu entlocken, der auch Hörerfahrungen aus anderen Interpretationen neu ausrichtet.
Wenn man trotz dieser exquisiten Zutaten irgendwie emotional zögert, dann mag das an der sehr trockenen, um nicht zu sagen spröden und damit irgendwie auch abweisenden Aufnahme liegen. Das fördert zwar einen transparenten und direkten Klang, aber schafft auch kein ‘hygge’-Gefühl, wie man es aus Dänemarks Wortschatz kennt.