Luise Adolpha Le Beau: Drei Lieder op. 18 + Drei Lieder op. 39 + Drei Lieder für Alt, Violine und Klavier op. 45 + Fünf Lieder op. 4 + Fünf Lieder op. 11 (für Klavierquartett und Mezzosopran von Henrik Ajax) + Klavierquartett f-Moll op. 28; Le Beau Ensemble (Nadia Steinhardt, Mezzosopran, Henrike von Heimburg, Klavier, Ruth Gierten-Hollingshaus, Violine, Liese Mészár, Viola, Trude Mészár, Cello); # OehmsClassics OC1732; Aufnahme 07.2024; Veröffentlichung 18.04.2025 (60'42) – Rezension von Uwe Krusch ** (For English please scroll down)

Im 19. Jahrhundert verstieß der Wunsch, Komponistin zu werden, gegen die guten Sitten der Gesellschaft dieser Zeit, oder wie es heute juristisch heißen würde, gegen das Anstandsgefühl aller billig und gerecht Denkenden. Doch glücklicherweise ließen sich manche davon nicht abhalten. Und, was man heute unpassend nennen würde, Luise Adolpha Le Beaus Werken wurde bescheinigt, männlich zu klingen. So äußerte sich etwa Rheinberger über ihre Sonate für Violine und Klavier op. 10. Diese Einschätzung half vermutlich, dass ihre Kompositionen im Konzertbetrieb eingebunden wurden.

In ihrem breit gefächerten Werkkatalog nehmen Lieder und Chöre einen wesentlichen Platz ein. Die hier zu hörenden Stücke entstammen größtenteils noch ihrer romantischen Phase. Lediglich die späteren Drei Lieder für mittlere Stimme op. 39 sowie die Drei Lieder für Altstimme und Violine mit Klavierbegleitung op. 45 nehmen Ideen der neudeutschen Schule auf. Die Liedtexte sind im ansonsten informativen Begleitheft nicht enthalten. Die Texte sind insofern entbehrlich, als Nadia Steinhardt eine sehr gut verständliche Aussprache hat, die mit der gelungenen Aufnahme ohne Abstriche verständliche Ergebnisse zeitigt. Auch mit ihrer gut geformten Stimme und einem unprätentiösen Zugang zu den Liedern überzeugt sie. Die in den Texten und der Komposition angelegten Emotionen weiß sie anzuzeigen.

An der Grenze zwischen den beiden stilistischen Lebensabschnitten ist das Klavierquartett zu hören, dass formal bei Mendelssohns Streichquartett op. 12 anknüpft, im Finalsatz aber statt einer verknüpfenden Erinnerung auf einen Höhepunkt zusteuert.

Die Musikerinnen lernten sich rund um ihre Studienzeit an der Hochschule für Musik Saar kennen und haben seither ihre freundschaftlichen und musikalischen Beziehungen gepflegt, die sie je nach Anlass und Besetzung beleben. Für diese Sammlung übernimmt die Pianistin einen wesentlichen Anteil. Sie bringt sich mit an die jeweiligen Erfordernisse angepasstem Wirken ein und bietet so eine mehr als solide Grundlage für das Gesamtergebnis. Die drei Streicherinnen tragen ebenfalls mit positivem Agieren bei, wobei die Geigerin besonders in den Ecksätzen des Klavierquartetts keinen besonderen Wert darauf legt, einen schönen Ton zu erzielen. So bleiben hier vor allem die Lieder in guter Erinnerung.

In the 19th century, the desire to become a composer went against the good manners of society at the time, or as it would be called today in legal terms, against the sense of decency of all fair and just thinkers. Fortunately, however, some people were not deterred. And, what would be considered inappropriate today, Luise Adolpha Le Beau’s works were said to sound masculine. Rheinberger, for example, commented like that on her Sonata for Violin and Piano op. 10. This assessment probably helped to ensure that her compositions were included in concert performances.

Songs and choirs play an important role in her wide-ranging catalog of works. The pieces heard here are largely from her Romantic phase. Only the later “Drei Lieder für mittlere Stimme” op. 39 and the “Drei Lieder für Altstimme und Violine mit Klavierbegleitung” op. 45 incorporate ideas from the New German school. The song texts are not included in the otherwise informative accompanying booklet. The texts are dispensable insofar as Nadia Steinhardt has a very intelligible pronunciation which, with the successful recording, produces comprehensible results without any compromises. She also convinces with her well-formed voice and an unpretentious approach to the songs. She knows how to display the emotions inherent in the lyrics and the composition.

The piano quartet can be heard on the border between the two stylistic periods of her life, formally taking up Mendelssohn’s String Quartet op. 12, but heading towards a climax in the final movement instead of a linking reminiscence.

The musicians got to know each other during their time as students at the Saar University of Music and have since cultivated their friendly and musical relationships, which they enliven depending on the occasion and instrumentation. The pianist plays a major role in this collection. She contributes with her work adapted to the respective requirements and thus provides a more than solid foundation for the overall result. The three string players also make a positive contribution, although the violinist does not attach any particular importance to achieving a beautiful tone, especially in the outer movements of the piano quartet. As a result, it is above all the songs that remain in good memory.

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