Kalevi Aho: Streichquartette Nrn. 1 - 3; Stenhammar Quartet (Peter Olofsson, Per Öman, Violine, Tony Bauer, Viola, Mats Olofsson, Cello; # BIS 2609; Aufnahme 04. 2021 +05.2022 + 06.2023; Veröffentlichung 13.12.2024 - 10.01.2025 (61'08) – Rezension von Pál Körtefa ** (For English please scroll down)

Als Kalevi Aho 1968 mit der Zulassung zum Kompositionsstudium an der Sibelius-Akademie zu seinem Lehrer Einojuhani Rautavaara ging und ihm das im Vorjahr komponierte erste Quartett zeigte, meinte dieser, dass Aho keine tonale Harmonie und keine tonalen Strukturen mehr zu studieren bräuchte, sondern direkt das Studium mit den Mitteln der modernen Musik beginnen könne. Seine Werke wiesen zunächst neoklassizistische, später modernistische und postmodernistische Züge auf. Er nutzt Ironie und stellt kontrastierende Stimmungen, Genres und Musikstile nebeneinander.

Das erste Quartett, noch als kompositorischer Autodidakt mit 18 Jahren komponiert und erst spät zur Aufführung freigegeben, ist noch mit einer Grundtonart tonal angelegt. In fast einer halben Stunde zeigt Aho jugendlichen Weltschmerz mit einem ernsten Ton. Im zweiten Quartett widmen sich alle drei Sätze Fugenstrukturen. Hier wollte Aho die Dramaturgie der Komposition psychologisch untersuchen. Symmetrisch in acht kurzen Sätzen angelegt ist das dritte Quartett, bei dem immer zwei Sätze zueinander zugeordnet sind, also erste und letzter, zweiter und vorletzter usw. Aus einem simplen unschuldigen Anfang entwickelt sich ein immer chromatischer und komplizierter werdendes Konstrukt. Das führt dazu, dass die musikalischen Ideen nicht vollendet, die Harmonien gar zerrissen werden, so dass eine große Distanz vom Anfang erreicht wird. Weitere Quartette hat Aho dann erst wieder jüngst mit einem Abstand von fünf Jahrzehnten geschrieben.

Das Stenhammar Quartett, vor gut zwanzig Jahren gegründet, etablierte sich als eine führende nordische Stimme. Mit Klarheit des Ausdrucks und der strukturellen Feinsicht bietet es gerade diese Musik in Interpretationen an, die deren Eigenheiten gut erkennbar herausstellt. Mag man an anderer Stelle den Charakter des Spiels als trocken empfinden, so kristallisiert es hier diese Quartette in glitzernder Auffaltung. Dabei zeigen sie auch die prägnanteren Aussagen der beiden späteren gegenüber dem frühen ersten Quartett. Ihren inneren Zusammenhalt garantieren die vier Musiker mit ihrem bestens aufeinander abgestimmten Zusammenwirken.

When Kalevi Aho was admitted to study composition at the Sibelius Academy in 1968, he went to his teacher Einojuhani Rautavaara and showed him the first quartet he had composed the previous year. Rautavaara said that Aho no longer needed to study tonal harmony and tonal structures, but could begin his studies directly with the means of modern music. His works initially exhibited neoclassical, later modernist and postmodernist traits. He uses irony and juxtaposes contrasting moods, genres and musical styles.

The first quartet, composed as a self-taught composer at the age of 18 and only released for performance at a late stage, is still tonal with a basic key. In almost half an hour, Aho shows youthful world-weariness with a serious tone. In the second quartet, all three movements are devoted to fugue structures. Here, Aho wanted to examine the dramaturgy of the composition psychologically. The third quartet is laid out symmetrically in eight short movements, in which two movements are always assigned to one another, i.e. first and last, second and penultimate, etc. A simple, innocent beginning develops into an increasingly chromatic and complicated construct. As a result, the musical ideas are not completed, the harmonies are even torn apart, so that a great distance from the beginning is achieved. Aho only recently wrote further quartets five decades later.

The Stenhammar Quartet, founded a good twenty years ago, has established itself as a leading Nordic voice. With clarity of expression and structural subtlety, it offers interpretations of this music that bring out its peculiarities. The character of the playing may be perceived as dry elsewhere, but here it crystallizes these quartets in glittering unfolding. They also show the more concise statements of the two later quartets compared to the early first quartet. The four musicians guarantee their inner cohesion with their perfectly coordinated interaction.

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