Zara Nelsova (1918 -2002) war die erste Cellistin, die es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wagte, als Solistin aufzutreten. In dieser CD-Box wird der Hörer allerdings erst mit späteren Aufnahmen vertraut gemacht, die zwischen 1956 und 1965 entstanden. So interessant diese Sammlung auf 4 vollbepackten CDs auch sein mag, so wenig wirklich Herausragendes bietet sie doch an, zumindest aus heutiger Sicht. Bachs Suiten (BWV 1008, 1009 & 1012) sowie Boccherinis Cello-Sonate Nr. 4 klingen für unsere heutigen Ohren etwas altmodisch. Auch die Cellosonaten von Beethoven und Brahms sowie die Schumann-Stücke zeigen eine eher konservative Interpretationshaltung. Lothar Broddack und Artur Balsam sind hausbackene Pianisten und blasse Begleiter, die kaum Akzente setzen.
Von den vier Konzerten ist das Dvorak-Cellokonzert das überzeugendste. Dabei muss man vor allem die Leistung des Dirigenten Georg Ludwig Jochum hervorheben. Zusammen mit der intensiv und leidenschaftlich aufspielenden Nelsova gelang ihm zweifelsohne eine Referenzeinspielung des Dvorak-Werkes. Virtuos und spannend erklingt Kabalevskys 1. Cellokonzert unter Gerd Albrecht. Auch das etwas spröde Schumann-Konzert gelingt der Cellistin relativ gut, während das 1. Cellokonzert von Darius Milhaud nicht so richtig packen will. Georg Ludwig Jochum und das Radio-Symphonie-Orchester Berlin begleiten beide Male auf hohem Niveau.
Spieltechnisch ist Zara Nelsova überragend, wenn man allerdings auch anmerken muss, dass durch das große Engagement so Manches unpräzise und bisweilen schlampig daherkommt.
Für Sammler aus dem Bereich der Cellogeschichte nicht uninteressant, sonst aber nicht wirklich relevant.