Bruno Bettinelli (1913-2004) hat am Mailänder Giuseppe Verdi-Konservatorium unterrichtet, und zu seinen Schülern zahlten so bekannte Musiker wie Claudio Abbado, Riccardo Muti, Maurizio Pollini, Riccardo Chailly und viele andere mehr. Neben Symphonien, Opern, Chorwerken und Kammermusik hat er auch Klaviermusik komponiert, die, wie diese CD zeigt, zwischen neoklassischem und atonalem Stil pendelt, dabei aber erstaunlich gefühlvoll und rhetorisch wirkt. Auffallend ist die handwerkliche Sicherheit der Musik in Verbindung mit einer durch eine reiche Chromatik und Dynamik erzielte Poesie.
Die in Piacenza und an der Ecole Normale de Musique Alfred Cortot in Paris ausgebildete Pianistin Chiara Cipelli spürt sehr sensibel den erstaunlichen Gefühlswelten der Musik Bettinellis nach und kann sowohl in den verspielteren als auch in den reflektiveren Stücken vollauf überzeugen. Es gibt hier mehr Wärme als messerscharfe Klangästhetik, da Cipelli mit einer beachtlichen Farbpalette und einem ausgeprägten Sinn für melodische Linien eine äußerst lebendige und ansprechende Interpretation dieser abwechslungsreichen Miniaturen präsentiert, denn außer dem Preludio sind die restlichen vier Werke Zyklen mit vielen verschiedenen kleinen Stücken, zwischen 15 Sekunden und 4 Minuten lang.