Antonio Vivaldi: Concerti per Flauto; Giovanni Antonini (Flöte, Ltg.), Il Giardino Armonico; 1 CD Alpha 364; Aufnahme 05/2017, Veröffentlichung 03/2020 (59'45) - Rezension von Remy Franck
Der Giardino Armonico spielt Vivaldi heute nicht mehr so frech wie vor 30 Jahren, und Giovanni Antoninis Flötenspiel ist nicht mehr so saftig. Die enthusiastische Musizierlust von früher hat einem wohl immer noch energischen, aber gleichzeitig auch entspannt-verspielten Interpretieren Platz gemacht. Das Raue ist etwas polierter, ohne dass die Musik weniger nervig geworden wäre. Geblieben ist die Frische, die bei Vivaldi durchaus legitim ist: sie kostet die kontrastreiche Vielfalt der gespielten Werke aus, wie man es selten zu hören bekommt. Und dennoch bleibt Antonini weit von der Rhetorik, von der Klangrede entfernt, mit der Stefan Temmingh in diesen Vivaldi-Konzerten begeisterte (Rezension). Und technisch so sicher wie Temmingh ist er auch nicht (mehr).
Der Höhepunkt der CD ist zweifellos die Transkription von Cum Dederit aus dem Nisi Dominus. Das ist erfühlt gespielte Musik, wunderbar atmosphärisch und kantabel.
Giardino Armonico does not play Vivaldi as briskly today as it did 30 years ago, and Giovanni Antonini’s flute playing is not as juicy. The enthusiastic musicality of the past has given way to an interpretation that is still energetic, but at the same time relaxed and playful. The roughness is a bit more polished, without the music becoming less nervy. What has remained is the freshness that is quite legitimate in Vivaldi’s music. And yet Antonini remains far removed from the rhetoric with which Stefan Temmingh enthused in these Vivaldi concertos (review). And technically, he is not as good as Temmingh.
The highlight of the CD is undoubtedly the transcription of Cum Dederit from the Nisi Dominus. This is music played with feeling, wonderfully atmospheric and cantabile.