Bei den ‘Achava-Festspielen Thüringen’ in Erfurt wird dieses Jahr die sogenannte ‘Geige von Buchenwald’ in einem Gesprächskonzert erklingen. Das Konzert hat eine lange Vorgeschichte. Der Ursprung ist in der Sammlung des litauischen Geigers Moshe Weinstein zu suchen. Er flüchtete 1939 nach Israel, wurde Geigenbauer und sammelte die Geigen von Holocaust-Überlebenden.
Sein Sohn, Amnon Weinstein, ebenfalls Geigenbauer, erbte die Sammlung. Ende der Achtzigerjahre betrat ein Mann sein Geschäft, der im Orchester des KZ Auschwitz gespielt hatte. Sein Instrument, das er seitdem nie wieder angerührt hatte, wollte er in gutem Zustand seinem Enkel übergeben. Weinstein sollte es daher reparieren.
Als ab 1992 der Dresdner Bogenbaumeister Daniel Schmidt in Weinsteins Werkstatt in Tel Aviv arbeitete, war dieser so sehr von der Sammlung fasziniert, dass er Weinstein dazu inspirierte, nach weiteren Geigen verfolgter Juden zu suchen, diese zu restaurieren und wieder spielen zu lassen.
Dabei stieß Weinstein auf die Instrumentensammlung des Konzentrationslagers Buchenwald. Dort befindet sich die Geige des Schriftstellers und politischen Buchenwaldhäftlings Bruno Apitz. Bruno Apitz begleitete auf diesem Instrument als Conférencier die ‘Lagerkonzerte’.
Mit Hilfe von Daniel Schmidt konnte diese Geige erneut spielbar gemacht werden. Die ‘Geige von Buchenwald’ soll in einem Gesprächskonzert beim Achava Festival am kommenden 7. September zum ersten Mal wieder öffentlich erklingen. Dafür konnte Matthias Wollong, der 1. Konzertmeister der Staatskapelle Dresden gewonnen werden.
Die ‘Achava Festspiele Thüringen’ finden seit 2015 statt. Das Festival will mit jüdischem Impuls den interreligiösen Dialog pflegen und sich für Werte wie Menschlichkeit, Toleranz und Frieden einsetzen.
Das hebräische Wort ‘Achava’ bedeutet ‘Brüderlichkeit’. In der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt befindet sich der bedeutendste Symbolpunkt für die Geschichte des jüdischen Lebens in Deutschland: Die Alte Synagoge Erfurt ist die älteste erhaltene Synagoge Europas, sie stammt zum Teil aus dem 11. Jahrhundert.