Die vierteilige Sammlung mit der gesamten Kammermusik von César Franck umfasst auch die Jugendwerke wie das Grand Trio. Die Interpreten lassen sich als bekannte und arrivierte Solisten wie Augustin Dumay, Gary Hoffman, Frank Braley und Jean-Claude Vanden Eynden sowie Nachwuchskünstler charakterisieren.
So legt das Label eine spannende Sammlung vor, die durchgehend sehr gute Interpretationen anbietet. Die drei Klaviertrios op. 1 liegen alle in den Händen von Frank Braley, Anna Agafia Egholm und Ari Evan. So wird ein einheitliches Hörbild für diese Kompositionen erreicht, das mit elastisch frischen Interpretationen und aufeinander aufmerksam abgestimmtem Vorgehen, so dass diese drei Werke eine musikalische Großlandschaft bilden.
Das in einem Satz komponierte Grand Trio wird vom vor noch nicht mal drei Jahren gegründeten Trio Ernest dargeboten. Sie erforschen mit sicherem Gespür für die Komposition deren Eigenarten und schaffen so einen beredten Einstieg in die Sammlung. Das Trio op. 2 hat wiederum andere Interpreten, die kein festes Ensemble bilden. Wie auch etliche andere kommen sie aus der Chapelle musicale Reine Elisabeth. Man hört ihrem Spiel nicht an, dass sie sich nur gelegentlich hier zusammengesetzt haben. Den ursprünglichen Satz des dritten Trios op. 1 hat Franck auf Anraten von Liszt als eigenständiges Werk herausgegeben, so dass es eine Zusammenfassung der vorherigen drei Trios ergibt. Die Interpreten stellen die strukturelle Ausarbeitung der Sonatensatzform klar heraus.
Die vier Charakterstücke für Violine und Klavier bieten unterschiedlichen Interpreten ernstzunehmende kleine Aufgaben, die von den Musikern mit Hingabe und Können so dargereicht werden, dass sie aus dem Schatten der größeren Formen mit eigenständiger Bedeutung herausgeschält werden.
Die allseits bekannte Violinsonate wird hier im Grunde in drei Versionen gespielt. Die beiden Deutungen in Originalbesetzung mit Lorenzo Gatto, Julien Libeer bzw. Stéphanie Huang, Jean-Claude Vanden Eynden zeigen wieder einmal die singuläre Größe des Stückes. In beiden Fällen bieten die Beteiligten intensive und nachdrückliche, aber auch nicht überbordende Einspielungen an, die die Qualitäten des Werkes offenlegen. Zwei Jahre später schuf Franck selber ein Arrangement dieses Werkes, so dass es hier auch als Cellosonate erklingt.
Drei Werke haben eine größere Besetzung. Das Streichquartett wird vom Quartetto Adorno aus Italien in einer belebt blühenden Darstellung gespielt. Das Quintett, bei dem ein Klavier die fünfte Stimme neben den Streichern übernimmt, wird von einer Mischung aus erfahrenen und jungen Interpreten zu einem intensiven Gefühlbad gesteigert. Während Francks Trios und Fantasien übliche Gattungen waren, also en vogue, komponierte er 1844 zwei besonders individuelle Werke. Das erste, Solo für Klavier mit Begleitung eines Streichquintetts op. 10, das erst 1991 wiederentdeckt wurde, ist ein Zwitter, da es weder als Sextett noch als Konzert einzustufen ist. Franck erkundet neue Wege sowohl mit dem Einsatz des Kontrabasses wie auch der Ganztonleiter, die Liszt zuvor eingeführt hatte. Insofern handelt es sich um ein spannendes Werk, das in seiner Art zwischen allen Stühlen sitzt und trotzdem auch ganz selbstbewusst einen eigenen Platz einnehmen kann. Die Ausführenden wissen dieses besondere Werk einnehmend auszugestalten und so seine Sonderrolle ebenso zu verdeutlichen wie sie auch eine klassisch geprägte Tonsprache etablieren.
This four-part collection of the complete chamber music of César Franck also includes the youthful works such as the Grand Trio. The performers can be characterized as well-known and established soloists such as Augustin Dumay, Gary Hoffman, Frank Braley and Jean-Claude Vanden Eynden as well as up-and-coming artists.
Thus the label presents an exciting collection that offers very good interpretations throughout. The three Piano Trios Op. 1 are all in the hands of Frank Braley, Anna Agafia Egholm and Ari Evan. This brings a homogenous performance, with flexible and fresh interpretations in attentively coordinated approaches, so that these three works form a large-scale musical landscape.
The Grand Trio, composed in one movement, is performed by Trio Ernest, created less than three years ago. They explore the composition’s idiosyncrasies with a sure feel, creating an eloquent introduction to the collection. The Trio op. 2, in turn, has other performers who do not form a permanent ensemble. Like quite a few others, they come from the Chapelle musicale Reine Elisabeth. One does not hear in their playing that they have only occasionally sat down together.
Franck edited the original movement of the Third Trio, Op. 1, as a separate work on Liszt’s advice, so it makes a summary of the previous three trios. The performers clearly highlight the structural elaboration of the sonata form.
The four character pieces for violin and piano offer serious little tasks to different performers, and the musicians present them with dedication and skill in such a way that they emerge from the shadows of the larger forms with independent meaning.
The universally known violin sonata is basically played here in three versions. The two interpretations with original instrumentation, featuring Lorenzo Gatto, Julien Libeer and Stéphanie Huang, Jean-Claude Vanden Eynden respectively, once again demonstrate the singular greatness of the piece. In both cases, the participants offer intense and emphatic, yet not overbearing recordings that reveal the qualities of the work. Two years later, Franck himself created an arrangement of this work, so it is also heard here as a cello sonata.
Three works have larger instrumentation. The String Quartet is played by the Quartetto Adorno from Italy in an animatedly florid account. The quintet, with a piano taking the fifth voice alongside the strings, is heightened to an intense bath of feeling by a mix of experienced and young performers. While Franck’s trios and fantasies were common genres, i.e., en vogue, he composed two particularly individual works in 1844. The first, Solo for Piano Accompanied by a String Quintet, Op. 10, rediscovered only in 1991, is a hermaphrodite in that it can be classified as neither a sextet nor a concerto. Franck explores new directions with both the use of the double bass and the whole-tone scale that Liszt had previously introduced. In this respect, this is an exciting work that sits between all the stools in its own way and yet can also quite confidently take its own place. The performers know how to shape this special work in an engaging way and thus clarify its special role as well as establish a classically influenced tonal language.
Werkliste
CD 1: Klaviertrios: c-Moll (Grand trio), fis-Moll, op. 1 No. 1, B-Dur op. 1 No. 2
CD 2: Klaviertrios h-Moll op. 1 No. 3, B Minor, Op. 2, Andantino quietoso für Violine und Klavier in Es-Dur op. 6, Solo für Klavier mit Begleitung eines Streichquintetts op. 10
CD 3: Premier duo concertant für Klavier und Violine über ein Thema aus « Gulistan » op. 14, Morceau de lecture für Violine und Klavier, Klavierquintett in f-Moll, Violinsonate in A-Dur (Lorenzo Gatto, Julien Libeer)
CD 4: Melancholie, Violinsonate in A-Dur (Stéphanie Huang, Jean-Claude Vanden Eynden), Streichquartett in D-Dur
Interpreten:
Violine: Leon Blekh, Augustin Dumay, Anna Agafia Egholm, Lorenzo Gatto, Shuichi Okada
Viola: Miguel da Silva
Cello: Ari Evan, Gary Hoffman, Stéphanie Huang
Kontrabass: Philippe Cormann
Klavier: Frank Braley, Alexandre Chenorkian, Jonathan Fournel, Salih Can Gevrek, Julien Libeer, Jean-Claude Vanden Eynden
Quartetto Adorno (Edoardo Zosi, Liù Pelliciari, Violine, Benedetta Bucci, Viola, Stefano Cerrato, Cello)
Karski Quartet (Kaja Nowak, Natalia Kotarba, Violine, Diede Verpoest, Viola, Julia Kotarba: cello)
Trio Ernest (Natasha Roqué Alsina, Klavier, Stanislas Gosset, Violine, Clément Dami, Cello)