Delos veröffentlicht eine Konzertfassung der Heiligen Liturgie des armenischen Komponisten Komitas Vardapet (1869-1935). Der armenische Komponist Vache Sharafyan hat das ursprünglich für Männerchor komponierte Werk für gemischten Chor bearbeitet. Der Mehrwert dieser Bearbeitung ist auf Dauer nicht zu überhören, da die weiblichen Stimmen einen größeren Reichtum an Farben und damit an musikalischer Abwechslung bringen.
Komitas, Priester, Komponist und Ethno-Musikwissenschaftler, der selber ein Überlebender der Verfolgung der Armenier durch die Türken war (dabei kamen ja ca. 1,5 Millionen Menschen ums Leben), hat mit seiner Musik dem armenischen Volk eine musikalische Identität gegeben. Besonders deutlich wird das wohl mit dieser Heiligen Liturgie, an der Komitas ab dem Jahre 1892 arbeitete. Es gibt mehrere Versionen davon, die letzte, die für diese Aufnahme benutzt wurde, stammt aus den Jahren 1914-15, wurde also kurz vor Komitas’ Deportation in ein Gefangenenlager der Türken fertiggestellt.
Vache Sharafyans Arrangement folgt so genau wie möglich der ursprünglichen Fassung mit Männerchor, wobei die Frauenstimmen der Musik zusätzliche Farbe und auch mehr Helligkeit verleihen. Das Projekt wurde drei Jahre lang vorbereitet. Am 20. September 2019 führte der Chor des Lettischen Rundfunks unter der Leitung seines künstlerischen Leiters Sigvards Klava die Liturgie in der Johanniskirche in Riga auf. Diese Aufnahme fand in den drei Tagen nach dieser Aufführung statt.
Die Heilige Liturgie ist ja die Feier der Eucharistie in den orthodoxen und den katholischen Kirchen des byzantinischen Ritus. Ihr Gegenstück in der römisch-katholischen Kirche ist die heilige Messe. Komitas folgt dem Ritus und hat seine Liturgie in 31 Nummern aufgeteilt.
Die Darbietungen des Lettischen Radiochors sind, wie gewohnt, hervorragend.
Der Chor singt mit großer Sprachgewandtheit und Autorität und kann mit Ausgewogenheit, makelloser Intonation und technischer Perfektion einen Klang von großer Schönheit hervorbringen. Unter Klavas Leitung zeigen die Sänger ein gutes Gespür für die geistige Dimension und die Ernsthaftigkeit der Musik.
Die Tonaufnahme ist tadellos, und das Booklet enthält den gesamten armenischen Text der Liturgie, eine Transliteration ins lateinische Alphabet sowie die englische Übersetzung.