Henryk Mikołaj Gorecki: Streichquartette Nr. 1 op. 62, Już się zmierzcha, (Already it is dusk) + Nr. 2 op. 64, Quasi una fantasia + Nr. 3 op. 67, ...songs are sung + Fünf kurpische Lieder op. 75 (für unbegleiteten gemischten Chor, Streichquartettversion); Silesian Quartet (Szymon Krzeszowiec, Arkadiusz Kubica, Violine, Lukasz Syrnicki, Viola, Piotr Janosik, Cello); # Chandos CHAN 203832; Aufnahme 02.+03.2008, 06.2014, Veröffentlichung 14.02.2025 (49'01 + 75'34) – Rezension von Uwe Krusch ** (For English please scroll down)

Das Schlesische Quartett legt die drei Streichquartette sowie fünf kurpische Lieder in einer von Henrik Gorecki vorgeschlagenen Fassung für Streichquartett vor. Gerade auch in den Quartetten sowie in diesen Liedern bietet Gorecki eine sich oft sehr langsam, versonnen bis bedrückend entwickelnde Musik an, deren Welt sich nur einem aufmerksam Lauschenden wirklich öffnet. Ein beiläufiger Zugang genügt nicht.

Lässt man sich darauf ein, erlaubt das Schlesische Quartett einen sich tief einwühlenden Blick in diese Werke. Dabei machen sie als in vielen Stilen und Epochen erprobtes Ensemble schon im ersten Quartett, das von polymodaler Dissonanz bis zu triadischer Tonalität vieles vorgibt, eine sichere Figur, die auch die Nuancen der Gestaltung erfasst. Das reicht dann bis hin zum lyrisch minimalistisch geprägten dritten Quartett, dass nur im dritten seiner fünf Sätze in einem schnelleren Tempo Unruhe in verschiedenen Stimmungen durchstreift, um dann doch als Gebet zu enden. Damit öffnet es den Blickwinkel neu, so dass die bis dahin drückende Stimmung im Finalsatz davon befreit, eher meditativ wirkt. Diese Wechsel macht das Quartett mit seinem feinsinnig aufeinander abgestimmten Zusammenspiel deutlich, bei dem sie die Intensität über die gut fünfzig Minuten Dauer des Quartetts erhalten können.

In den 1980er und 1990er Jahren komponierte Gorecki Sammlungen von Chorliedern zu religiösen und volkstümlichen Texten. Die fünf Kurpischen Lieder nehmen einen besonderen Platz ein, da Gorecki wie bereits Szymanowski auf eine ethnomusikologische Sammlung zurückgriff. Kurpie ist die Bezeichnung sowohl für eine ethnische Region als auch deren Bevölkerung in der Nordpolnischen Tiefebene. Für ihre ausgeprägten Traditionen bekannt, zeichnet sich ihre musikalische Folklore durch archaische und phantasievolle Ornamente und Melismen aus. Das Waldlied ist eine einzigartige Form kurpischer Lieder, das in langsamem Tempo mit hoher Stimmintensität vorgetragen und mit melodischen Verzierungen angereichert wird. Goreckis individuelle Arrangements der Lieder, voller Wiederholungen und Pedalpunkte vor allem in den Mittelstimmen, bringt ihre ganze Ursprünglichkeit und Einfachheit zum Vorschein. Es selbst schlug auch eine Fassung für Streichquartett vor.

Auch in diesen zusammen mehr als zwanzig Minuten dauernden Liedern zeigt das Ensemble noch einmal seine Differenzierungsbereitschaft und Möglichkeiten, auf kleinem und engstem Raum Details darzustellen. Damit zeigen sie mit ihrer feinnervigen Interpretation neben den besser bekannten Quartetten eine weitere persönliche Facette aus dem Schaffen von Gorecki.

The Silesian Quartet presents the three string quartets and Five Kurpian Songs in a version for string quartet proposed by Henrik Gorecki. In the quartets and the songs in particular, Gorecki offers music that often develops very slowly, pensively to oppressively, and whose world only really opens up to those who listen attentively. A casual approach is not enough.

If you go for it, the Silesian Quartet allows a deeply penetrating look into these works. As an ensemble tried and tested in many styles and epochs, they already present a confident performance in the first quartet, which offers everything from polymodal dissonance to triadic tonality, and also captures the nuances of the music. This extends to the lyrically minimalist third quartet, which only in the third of its five movements does restlessness roam through various moods at a faster tempo, only to end as a prayer.

This opens up a new perspective, so that the oppressive mood in the final movement is freed from it and appears more meditative. The quartet makes these changes clear with its finely tuned interplay, in which they are able to maintain the intensity over the quartet’s fifty-minute duration.

In the 1980s and 1990s, Gorecki composed collections of choral songs to religious and folk texts. The Five Kurpian Songs occupy a special place, as Gorecki, like Szymanowski, drew on an ethnomusicological collection. Kurpie is the name for both an ethnic region and its population in the North Polish Plain. Known for its distinctive traditions, its musical folklore is characterized by archaic and imaginative ornaments and melismas. The forest song is a unique form of Kurpish song, performed at a slow tempo with high vocal intensity and enriched with melodic embellishments. Gorecki’s individual arrangements of the songs, full of repetitions and pedal points, especially in the middle voices, bring out all their originality and simplicity. He himself also suggested a version for string quartet.

In these songs, which together last more than twenty minutes, the ensemble once again demonstrates its willingness to differentiate and its ability to present details in a small and confined space. In addition to the better-known quartets, their subtle interpretation reveals another personal facet of Gorecki’s oeuvre.

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