Der Umstand oft unklarer Quellenlage der Barockmusik macht auch vor ikonischen Werken wie der Kunst der Fuge nicht halt. Das fängt schon beim Titel an, für den der Erschaffer das Wort Fuga statt des normalerweise gebräuchlichen Fuge setzt und hört bei der Ausgestaltung der einzelnen Abschnitte nicht auf. Immer ist auch die Besetzung fraglich, wobei Variabilität im Barock üblich war.
Hier haben sich die Musiker der in Verona beheimateten Accademia Strumentale Italiana mit ihrem Mitbegründer Alberto Rasi für die Besetzung mit Orgel, Violenensemble und einer Gastgeigerin entschieden.
Damit stellen sie sich quasi mit schielendem Blick auf, denn in der Zeit von Johann Sebastian Bach war die große Zeit der Violenfamilie schon passé und die Armstreicher, wie die Geige, übernahmen die Führung, die hier durch eine Geige vertreten sind. Neben großen Anteilen des Orgelspiels am Ganzen erzielen sie mit dieser Besetzung eine einheitliche Klangstruktur, die man genießen und deshalb ihrer Entscheidung nachvollziehen kann.
Vom interpretatorischen Ansatz geben sie dem Werk etwas Lebensbejahendes, das mit behände tanzender Lesart erklingt. Damit entziehen sie sich einer norddeutsch schweren Deutung. Auf die Dauer ist der Höreindruck etwas eindimensional, wenn er auch Freude atmet.