Auch wenn das als Zweite Symphonie betitelte Werk wie alle Bruckner-Symphonien ohne einen Beinamen auskommt, so hat doch der Komponist selber erwähnt, dass es seine Lyrische sei. Eingespielt wurde hier die Urfassung, die wie üblich weniger glatt und damit ungeschliffener und urtümlicher ist als spätere Fassungen. Dass Bruckner durchaus Selbstvertrauen hatte, beweist seine Reaktion, nachdem die zeitgenössischen Musiker das Werk wegen der Generalpausen als Pausensymphonie verspottet hatten: « Ja, sehen Sie, wenn ich etwas Bedeutungsvolles zu sagen habe, muss ich doch vorher Atem schöpfen.“
Das Scherzo, damals noch ungewöhnlich, an zweiter Stelle stehend, kommt als kraftvolles Gebilde mit einem kontrastierenden Ländlertrio daher. Das Adagio ist durch kammermusikalische Passagen und vollstimmige Choräle geprägt und erfährt so einen religiösen Charakter. Der Abbruch nach der Exposition sowie die massiven Klänge zum Schluss des vierten Satzes weisen voraus in nächste Jahrhundert.
Mit dieser Aufnahme ist der Zyklus der Brucknersymphonien des Mozarteum Orchesters unter seinem Chef Igor Bolton nahezu vollendet. Ihnen gelingt eine geschlossene Darstellung, die das forsch Jugendliche plastisch abbildet. Das Gesamtkonzept der Interpretation ist einleuchtend und geschlossen.