Wir sind im 13. Jahrhundert, in der Provence. Ein steinreicher Großgrundbesitzer engagiert einen jungen Künstler, damit dieser für ihn ein illuminiertes Buch schaffen soll, das alles festhält, was er besitzt, Land, Bäume, Weinberge, selbst seine Frau. Doch gerade die ist es, die die Pläne des Reichen durchkreuzt. Sie lehnt sich gegen ihren ‘Besitzer’ auf, verführt den jungen Maler und beeinflusst vor allem den Inhalt des Buchs, in dem sie den Künstler zwingt, sie anders zu malen, als ihr Man sie sieht, sie will sich ihm durch die Malerei als eine andere Frau offenbaren. Der Besitzer, ihr ‘Protector’, wird misstrauisch und bringt schließlich den jungen Maler um, schneidet ihm das Herz aus, und als Zeichen der Gehorsamkeit muss die Frau es essen. Freilich schürt er damit nur die Rebellion der Frau, die sich nun offen gegen ihn auflehnt und ihn in steigender Wut bekämpft, um sich dann vom Balkon des Hauses zu stürzen.
Symbolisch steht die Geschichte für die Macht von Menschen, die Mitmenschen und Umwelt zu verachten und so den Untergang zu provozieren. Nicht ohne Grund fordern die Engel schon am Anfang: Zwingt Chrom und Aluminium in die Erde zurück. Streicht alle Flüge vom internationalen Flughafen. Blendet das Lebende aus, reißt die Toten ins Leben zurück….
George Benjamin setzt das starke Libretto eine ebenso starke Musik um, zwischen sensuellem Belcanto und drastischen Outbursts.
Unter des Komponisten Leitung gelingen dem Engelskünstler Bejun Mehta, dem Protecor Christopher Purves und dessen Frau Barbara Hannigan Spitzenleistungen, vom Orchester des ‘Royal Opera House’ bestens unterstützt. Die szenische Umsetzung von Katie Mitchell ist so sensibel wie die Musik Benjamins, und ihre viergeteilte Bühne zwischen Ankleide, mittelalterlicher Stube, modernen Büroräumen und Treppenhaus ist geradezu genial. Und um den so positiven Eindruck zu verstärken, hat sich auch die Filmregisseurin Margaret Williams so manches einfallen lassen, um die Oper optimal auf den Bildschirm zu bringen.
Selten ist eine solche Kongenialität, selten ein so perfektes Zusammenspiel der Exzellenz auf verschiedensten Ebenen zu beobachten wie in dieser Videoproduktion einer der besten zeitgenössischen Opern, die ich seit Jahren gesehen habe.
This video-production does not simply show the best contemporary opera since years, it is uniting excellence at every level, from the orchestra and the singers to the sublime staging and the outstanding camera work. Benjamin couldn’t have asked more for his awe-inspiring music.