Ludwig van Beethoven: Violinsonaten Nrn. 8-10; Frank Peter Zimmermann, Violine, Martin Helmchen, Klavier; 1 SACD BIS 2537; Aufnahme 08.2020, Veröffentlichung 09.2021 (79'13) – Rezension von Uwe Krusch
Der Geiger Frank Peter Zimmermann hat sich für die Aufnahme der Sonaten von Beethoven lange Zeit gelassen, da er erst mit Martin Helmchen den Partner am Klavier gefunden hat, der mit ihm zusammen diese Herausforderung angehen sollte. Parallel dazu haben sie in Konzerten ebenfalls diese Musik darlegen können, trotz Pandemie. Davon konnte sich der Rezensent in Luxemburg überzeugen.
Nun hat der Aufnahmezyklus mit der dritten SACD und den letzten drei Sonaten seine Vollendung gefunden. Bereits die Eingangstöne machen deutlich, dass die zwei Musiker energiegeladen und mit Spannung diesem Universum zu Leibe rücken. Im Unterschied zum Konzert hat man den Eindruck, dass sie dabei noch markanter zugreifen können und wollen als auf der Bühne. Doch sie verlieren nie die Contenance. Beide können auf genügend Erfahrung mit dem Werk dieses Komponisten blicken. Immer auf die Musik und nicht die persönliche Selbstdarstellung gerichtet entwickeln sie einerseits die organische Seelenverwandtschaft ihres gemeinsamen Musizierens. Andererseits bieten sie sich gegenseitig immer neue Ansatzpunkte, die eigene Stimme zu erheben oder auch kleine Finessen perlen zu lassen und im nächsten Moment auch wieder zugunsten des anderen zuhörend zurückzustehen. Dabei wirkt alles so spontan und frisch, dass man meint, den Augenblick der Entstehung mitzuerleben. Das ist auch insofern von Bedeutung, als sie gerade bei diesen späten Sonaten nicht vor Ehrfurcht erstarren, sondern der Musik einfach den Raum geben, den sie benötigt, um abzuheben. Dass Beethoven bei der Kreutzer-Sonate oder auch der abschließenden g-Moll Sonate noch neue Positionen eröffnet hat, das machen sie mit dynamischer Raffinesse, austarierter Strukturierung und spielerischer Überlegenheit und nicht mit akademisch sprödem Draufzeigen deutlich.
Zuhörerohr, was willst du mehr?
Violinist Frank Peter Zimmermann has taken a long time before recording of Beethoven’s sonatas, having found only with Martin Helmchen the partner on the piano to tackle this challenge with him. At the same time, they were also able to present this music in concerts, despite the pandemic. The reviewer was able to convince himself of this in Luxembourg.
Now the recording cycle has found its completion with the third disc and the last three sonatas.
Already the opening notes make it clear that here two musicians are coming to grips with this universe, full of energy and tension. In contrast to the concert, one has the impression that they can and want to perform even more strikingly than on stage. But they never lose their composure. Both can look back on enough experience with the work of this composer. Always focused on the music and not on personal self-expression, they develop, on the one hand, the organic soulfulness of their joint music-making. On the other hand, they always offer each other new starting points to raise their own voices or to let little finesses sparkle. In the next moment one of the two can also stand back again to give his colleague more prominence. At the same time, everything seems extremely spontaneous and fresh. This is also significant because in the late sonatas, they do not awestruck, but simply give the music the space it needs to ‘fly’. That Beethoven was still opening up new positions in the Kreutzer Sonata or even the concluding G minor Sonata is something they make clear with dynamic sophistication, balanced structuring and playful superiority rather than academic brittle showmanship. Their interpretations are totally compelling.