Ein Orchester wie die Tschechische Philharmonie sollte eigentlich Bedrich Smetanas zwischen 1874 und 1879 entstandenen Zyklus Ma Vlast (Mein Vaterland) im Blut haben. Wenn aber ein Dirigent vor dem Orchester steht, der sich verrennt, dann wird das dem Orchester zum Verhängnis.
Semyon Bychkov hält sich in seiner Interpretation sehr an das Programm, was zu ungewohntem Rubato und ungesunden Tempirelationen führt, wodurch die Musik einen natürlichen Fluss einbüßt.
Schon in der sehr langsam dirigierten Tondichtung Vysehrad, geht Bychkov mehrmals der Atem aus und die Musik wird statt natürlich expressiv eher pathetisch. Dasselbe passiert in der Moldau, die zwar sehr alert beginnt, aber dann gelegentlich absackt. Andere Passagen werden sehr reizvoll dargestellt, aber wirklich kohärent wird das alles nicht.
Die dritte Tondichtung, Sarka, in der die Legende um die böhmische Amazonenkönigin Sarka und der blutige Böhmische Mägdekrieg thematisiert werden, dirigiert Bychkov dramatisch, streckenweise aber auch manieriert. ‘Aus Böhmens Hain und Flur’ ist fett, und es fehlt der Musik an Transparenz.
Die beiden eng mit dem Hussitentum verbundenen Stücke Tabor und
Blanik werden nicht besser interpretiert. Mit der Nase im Programm vergisst Bychkov die Musik.
Wer einen guten Vaterland-Zyklus hören will ist bei Kubelik (ebenfalls mit der Tschechischen Philharmonie), Harnoncourt oder Hrusa an besseren Adressen, nicht zuletzt auch weil die Tonaufnahme des Bychov-Zyklus nicht transparent und nicht gut proportioniert ist.
An orchestra like the Czech Philharmonic should have Bedrich Smetana’s Ma Vlast (My Country), composed between 1874 and 1879, in its blood. But when a conductor stands in front of the orchestra and loses his way, it is the orchestra’s undoing.
In his interpretation, Semyon Bychkov sticks very closely to the program, which leads to unusual rubato and unhealthy tempo relationships, causing the music to lose its natural flow.
Even in the very slowly conducted tone poem Vysehrad, Bychkov runs out of breath several times, and the music becomes rather pathetic instead of naturally expressive. The same thing happens in the Moldau, which begins very vigorously, but then occasionally falters. Other passages are very charmingly presented, but none of this is really coherent.
Bychkov conducts the third tone poem, Sarka, in which the legend of the Bohemian Amazon Queen Sarka and the bloody Bohemian Maidens’ War are dramatized, but sometimes in a mannered way. ‘From Bohemia’s groves and meadows’ is fat and the music lacks transparency.
The two pieces closely associated with Hussitism, Tabor and
Blanik, are no better. With his nose in the program, Bychkov forgets the music.
If you want to hear a good Ma Vlast cycle, Kubelik (also with the Czech Philharmonic), Harnoncourt or Hrusa are better addresses, not least because the recording of the Bychkov cycle is not transparent and not well proportioned.
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