Wollte man die im Zeitraum sechzehn Jahre vor und nach der Wende ins 20. Jahrhundert entstandenen Lieder dieser Einspielung unter einem thematischen Ansatz fassen, so ist die Überschrift unserer Rezension diese Klammer. Pfitzners Liedschaffen stellt die jeweilige Stimmung mit nur wenigen einleitenden Klaviertakten her und bleibt dann innerhalb eines Liedes meist einer lyrischen Linie treu. Neben bekannten Dichtern vertont er ebenso unbekannte bzw. aus seinem Freundeskreis stammende Verse.
Auf dieser Aufnahme, nach Sopranliedern in der ersten Veröffentlichung, folgen hier nun solche für einen Tenor, deren Inhalte und Stimmungen von leidvollen Momenten bis um Heldentenor bei der Studentenfahrt reichen.
Den Klavierpart hat wie bei der ersten Aufnahme Klaus Simon übernommen. Sein pianistisches Interesse liegt ganz bei der Liedbegleitung und dort wiederum insbesondere bei spätromantischen und frühen modernen Liedern. Damit ist Pfitzner, der genau auf dieser Grenze wandelt, bei ihm bestens unter sensiblen Fingern gelandet. Mit den kurzen, daher mitunter ein wenig spröde wirkenden Vorspielen gelingt es ihm, sofort das erforderliche Timbre zu erfühlen, um dem Sänger direkt anregen zu können.
Colin Balzer übernimmt diese Ideen nahtlos und kann darauf seine Linienführung aufbauen. Bei guter Artikulation sind die Texte zumeist verständlich, so dass man die über einen genannten Internet-Link verfügbaren Texte nicht nachlesen muss. Balzer singt nuanciert und kann damit die verschiedenen Stimmungen aus den Liedern herausschälen. So gelingt eine sehr erfreuliche Fortsetzung der Reihe der Lieder von Hans Pfitzner.