Vor dem Hintergrund der kürzlich beendeten Olympischen Winterspiele darf man vielleicht einen Vergleich zwischen Sportlern und Musikern ziehen. Es gibt Disziplinen, wie Abfahrt oder Skeleton, da ist die Zeit das Wichtigste, die natürlich nur auf der Grundlage bester Technik erzielt wird. Und es gibt auch Musiker, die technisch hervorragend sind und damit sportlich überzeugende Leistungen erbringen. Und es gibt andere Disziplinen, wie den Eiskunstlauf, da sind auch die Technik und die Einhaltung der Vorgaben die Grundlage und unablässig. Aber es muss auch noch dieses erkleckliche Quäntchen ‘Etwas’ dazu kommen und vielleicht auch die reine Technik in den Hintergrund drängen, um mit Charme zu überzeugen. Genau das konnte man beim Paareislauf sehen, wo die nach dem Kurzprogramm nur Viertplatzierte in der Kür die Herzen des Publikums und auch der Preisrichter und damit die Goldmedaille erobert haben.
Um genau so einen Fall der Eroberung mit dem gewissen ‘Etwas’ handelt es sich auch bei der Aufnahme der Violinkonzerte und dreier Bearbeitungen aus Bühnenwerken von Prokofiev durch die Geigerin Lisa Bathiasvili. Technisch ausgezeichnet spielen auch andere, und auch andere können musikalisch vieles bieten. Aber Bathiasvili gelingt dieses Quäntchen mehr, um zu verzaubern. Ihr Spiel hat eine spannende Natürlichkeit, die die wundervollen Violinkonzerte von Prokofiev nicht nur tadellos präsentiert, sondern ihnen einen Odem einhaucht, der ihre Qualität – immerhin hat Nathan Milstein es als geniales Stück und als vielleicht bestes Werk Prokofievs bezeichnet – herausstellen. So wie vielleicht der Beginn der Beginn vom Violinkonzert von Sibelius en Eindruck der ersten Sonnenstrahlen auf dem verharschten Schnee nach der winterlichen Dunkelheit evozieren mag, so zeigt das erste Konzert von Prokofiev die Frühlingssonne mit der milden Luft und dem Vogelgezwitscher.
Das zweite Konzert, gewissermaßen als Vorübung vor dem Ballett ‘Romeo und Julia’ entstanden, spiegelt seine neue Ausrichtung hin zu größerer Transparenz und Einfachheit. Die Konzerte sind eingebettet in drei Bearbeitungen charakterstarker Momente aus Bühnenwerken, die der Vater der Solistin für die Besetzung geschaffen hat. Sie zeigen den Komponisten als Produzent von unsterblichen Klanggemälden.
Mit dem ‘Chamber Orchestra of Europe’ hat die Solistin alte Freunde wieder getroffen, die ebenso der natürlichen Entwicklung der Musik nachspüren und nicht auf den Kick des Augenblicks hin spielen. Yannick Nézet-Séguin am Dirigentenpult führt diese sich ohnehin ergänzenden Sphären passgenau und animiert zusammen, wie man auf der aufnahmetechnisch gelungenen Aufnahme feststellen kann.