Ein Komponist gebärt eine Komposition, aber zur Musik wird sie erst, wenn sie von Musikern zum Leben erweckt wird, er vertraut sie gewissermaßen care of, c/o, den Musikern an. Das erklärt den Namen des in Berlin beheimateten Kammerorchesters, das sich mit dieser neuen Produktion bei BIS vorstellt. Versammelt sind darauf in fast 80 Minuten vier sehr unterschiedliche Divertimenti.
In Iberts Divertissement ist c/o weniger am Neoklassizismus als vielmehr an der Koloristik des Werks interessiert, in einer Interpretation, die Augenzwinkern, Humor und Frische ideal verbindet. Das Divertissement von Emile Bernard (1843-1902) wird leicht und elegant gespielt.
Sehr schön finde ich das Bartok-Divertimento, das man sicher schon dramatischer und zupackender gehört hat, während bei c/o die Gestik bei aller innerer Lebendigkeit über weite Strecken eher zurückhaltend wirkt. In diesem immer auch ein bisschen gedeckt klingenden Musizieren arbeitet das Orchester mit Pastellfarben und modelliert die Musik mit einer überaus feinen Ziselierarbeit und sehr nuancenreich, in einer Form von kontrollierter und gezügelter Leidenschaftlichkeit, deren hintergründige Kraft umso stärker auf uns einwirkt – am deutlichsten spürbar ist das wohl im schaurig-düsteren 2. Satz des Bartok-Divertimentos. Der letzte Satz holt den Hörer dann auf die Erde zurück.
Das Divertimento des 1985 geborenen amerikanischen Komponisten Michael Ippolito schließt den Kreis insofern als sein Werk mit dem von Ibert verglichen werden kann. Es mischt auch Bewegung und Humor, Ironie und Groteske in einer höchst unterhaltsamen Weise und fällt zudem durch seine feine Orchestrierung auf.
Das brillante Musizieren und in jedem Stück passende Interpretieren des c/o chamber orchestra sowie eine gute Tonaufnahme machen aus dieser Produktion eine sehr attraktive Veröffentlichung.
A composer gives birth to a composition, but it only becomes music when it is brought to life by musicians; in a sense, he entrusts it to take care of, c/o, by the musicians. This explains the name of the Berlin-based chamber orchestra, which presents itself with this new production at BIS which comprises in almost 80 minutes four very different Divertimenti.
In Ibert’s Divertissement c/o is less interested in neoclassicism than in the coloristics of the work, which ideally combines winking, humor and freshness. The Divertissement by Emile Bernard (1843-1902) is played lightly and elegantly.
I find the Bartok Divertimento very beautiful. One has certainly heard it more dramatic and gripping, while with c/o the gestures, for all their inner liveliness, seem rather restrained. In this music-making, which always sounds a bit muffled, the orchestra works with pastel colors, modeling the music with an exceedingly fine chiselling and very nuanced, in a form of controlled and restrained passion, whose underlying power has all the more of an effect on us – this is probably most noticeable in the eerily somber 2nd movement of the Bartok Divertimento. The last movement then brings the listener back to earth.
The Divertimento by the American composer Michael Ippolito, born in 1985, closes the circle insofar as his work can be compared to that of Ibert. It also mixes motion and humor, irony and the grotesque in a highly entertaining manner, and is also notable for its fine orchestration.
The c/o chamber orchestra’s brilliant music-making and interpretations appropriate in each piece, as well as a good sound recording, make this production a very attractive release.