Nikolai Andreyevich Rimsky-Korssakov: Sämtliche Opern und Fragmente: Pskovitiana (Das Mädchen von Pskow); Maiskaja Notsch (Mainacht); Snegurochka (Schneeflöckchen); Mlada; Notsch Pered Roschdestwom (Die Nacht vor Weihnachten); Sadko; Mozart i Saljeri op. 48 (Mozart und Salieri); Vera Sheloga; Zarskaja Newesta (Die Zarenbraut); Skaska O Zare Saltane op. 57 (Das Märchen vom Zaren Saltan); Pan Wojewoda; Kaschtschei Bessmertny (Der unsterbliche Kaschtschej); Skasnanije O Newidimom Grade Kitesche I Dewe Fewronii (Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch und der Jungfrau Fewronija); Solotoi Petuschok (Der goldene Hahn); Nausicaa (2 Fragmente nach der Odyssee des Homer); Serviliya (4 Fragmente); Solisten des Bolshoi Theaters: Alexander Pirogov, Georgi Nelepp, Elisabeta Shumilova, Alexander Peregudov, Maria Maksakova, Elizaveta Antonova, Veronika Borisenko, Alexei Koroliov, Natalya Shpiller, Nikandr Khanayev, Mark Reizen, Feodor Schaljapin, Alexander Vedernikov, Olga Piotrovskaya, Pavel Lisitsian, Natalya Rozhdestvenskaya, Bolshoi Theatre Chorus, Bolshoi Theatre Orchestra, USSR State Radio Symphony Orchestra, Leningrad Symphony Orchestra, Orchestra of the Mariinsky Theatre, Simeon Sakharov, Yevgeni Svetlanov, Nikolai Golovanov, Eduard Grikurov, Onissim Bron, Samuel Samosud, Alexander Gauk, Dirigenten; 25 CDs Hänssler PH19010; Aufnahme 1927-1963; Veröffentlichung 18/09/2020 (1800') – Rezension von Uwe Krusch

Nach Tchaikovsky widmet das Label Hänssler nun Rimsky-Korsakov die Gesamtausgabe aller Opern und auch von Fragmenten. Mit den Aufnahmejahren 1927 bis 1963, wobei der ganz überwiegende Teil der Einspielungen aus den vierziger und fünfziger Jahren stammt, handelt es sich schon um historisch zu nennende Aufnahmen, deren Alter sich auch beim Hören nicht überall verleugnen lässt. Dieses geht dann leider insbesondere zu Lasten der Stimmen. Während Ouvertüren und Intermezzi etwa die Instrumente noch fast unbeeinträchtigt erklingen lassen, werden Gesangsstimmen eher spitz und trotzdem auch stumpf im Charakter. Das beeinträchtigt das Hörerlebnis.

Die jüngeren Aufnahmen aus den Fünfziger-und Sechzigerjahren sind schon deutlich besser, wie Snegorochka und Mlada.

Rimsky-Korsakovs Opern lassen sich für Ordnungsinteressierte in historische Opern und solche mit phantastischen Elementen unterteilen. Einige werden bereits im Titel (Das Märchen vom Zaren Saltan) oder in der Gattungsbezeichnung (Snegurotschka, Kaschtschei der Unsterbliche) als Märchen bezeichnet werden. Er setzte zwei Arten von musikalischer Sprache ein. Einerseits nutzte er diatonisch und lyrisch Ausdrucksformen, in einigen wenigen Fällen mit Zitaten russischer Volksmusik, für die menschlichen Charaktere, andererseits kennzeichnete er die die magischen Gestalten chromatisch und hochartifiziell, oft auf Grundlage einer Ganztonleiter. Im Grundsatz sind die Opern in der Reihenfolge ihrer Entstehung in der Box abgelegt. Einzelne besonders gelungene Szenen aus anderem Kontext gibt es als Bonus im Anschluss an die jeweilige Oper.

Da es sich um Mitschnitte mit Gesangsstimmen vom Großen Theater, also dem Bolshoi, handelt, wird der russische Gestus ebenso deutlich vermittelt, wie die Aussprache fehlerfrei ist. Das ist natürlich ein großer Vorteil dieser Aufnahmen, die teilweise auch auf Reisen des Ensembles aufgezeichnet wurden. Mitunter handelt es sich um Mitschnitte von Aufführungen, dabei auch einige mit englischen Orchestern.

Die ausführliche Hörprobe lässt die große Vertrautheit der Mitwirkenden mit der Musik erkennen und ihre Hingabe hören. Dass eine solche Ballung der Werke eines russischen Komponisten nicht einfach zu hören ist, mag auch verständlich sein, zumal die Umstände der historischen Aufnahmen hinzukommen. Trotzdem zeigt sich auch hier, warum das Bolshoi einen so außerordentlichen Ruf. Durchweg von hoher Interpretationsqualität wird ein zutiefst authentisches Hörbild vermittelt. Die Aufnahme von Pan Wojwode erscheint erstmals integral auf CD. Diese Sammlung ist eine Fundgrube für jeden, der sich dieser Musik widmen möchte.

After Tchaikovsky, the Hänssler label now dedicates a complete edition of all operas and fragments to Rimsky-Korsakov. With the recording years 1927 to 1963, whereby the vast majority of the recordings originate from the 1940s and 1950s, these are already historic recordings whose age cannot be always denied when listening to them. Unfortunately, this is often at the expense of the voices. This impairs the listening experience. The more recent recordings from the 50’s and 60’s are already much better, like Snegorochka and Mlada.
Rimsky-Korsakov’s operas can be divided into historical operas and those with fantastic elements. Some will already be called fairy tales in the title (The Tale of Tsar Saltan) or in the genre name (Snegurotschka, Kaschtschei the Immortal). Rimsky-Korsakov used two types of musical language. On the one hand he used diatonic and lyrical forms of expression, in a few cases with quotations of Russian folk music, for the human characters, on the other hand he marked the magical figures chromatically and highly artificially, often on the basis of a whole tone scale. In principle, the operas are filed in the box in the order of their creation. Individual especially successful scenes from other contexts are available as a bonus after the respective opera.
Since the recordings come from the Great Theatre, i.e. the Bolshoi, the Russian gesture is conveyed just as clearly as the pronunciation is flawless. This is of course a great advantage of these recordings, some of which were also made during the ensemble’s touring. Some of them are live recordings, a few of them with English orchestras.
The extensive listening sessions reveal the great familiarity of the performers with the music and allow their devotion to be heard. That such a concentration of the works of a Russian composer is not easy to listen to may be understandable, especially because of the circumstances of the historical recordings. Nevertheless, it is also clear here why the Bolshoi has such an extraordinary reputation. Throughout, the high quality of interpretation conveys a profoundly authentic impression. The recording of Pan Wojwode is being released for the first time on CD as an integral. This collection is a treasure trove for anyone who wants to dedicate themselves to this music.

  • Pizzicato

  • Archives