Die aus der Schweiz stammende Geigerin Rachel Kolly hat sich nach mehreren hörenswerten gemischten Programmen (Pizzicato-Rezension) nun ganz auf Bach fokussiert und die drei Partiten für Violine solo eingespielt. Mit einer flüssig klingenden Lesart, die aber gar nicht so schnell ist, wenn man Vergleichsaufnahmen betrachtet, gelingt ihr eine die drei Werke durchziehende Einheitlichkeit in der Darstellung, die gefällt. Erfreulicherweise lässt sie überflüssige Manierismen weg, so dass ein klar strukturiertes Bild gezeichnet wird, wie es für Bach treffend ist. Auch die große Chaconne als Abschluss der zweiten Partita erfährt bei ihr eine in sich geschlossene Darstellung, die den Pfad der modellierenden Gestaltung nicht verlässt.
Die Courante dieser zweiten Sonate gelingt nicht ganz im Rahmen der anderen Sätze der Aufnahme. Hier wirkt die Musik überhetzt und verliert dadurch punktuell die geordnete Bahn. Verharrt man nach dem Hören noch einen Moment in seinen Gedanken, dann bleibt ein Eindruck hängen, dass die Musik bei aller Frische und spieltechnisch eleganten Darbietung, ein wenig an musikalischer Tiefe vermissen lässt. Kolly hat bei den beiden zuvor eingespielten Sonaten den Punkt noch besser getroffen.