Die drei wesentlichen Quartettwerke von Britten hat das Quatuor Béla zusammen mit der erstmals zu hörenden Einspielung Les Illuminations in einer Fassung für Stimme und Streichquartett anstelle des Streichorchesters eingespielt.
Britten war kein Revolutionär für die Entwicklung der Musik. Seine Quartette bleiben tonal, zumindest opp. 25 und 36 oder frei tonal wie op. 94 und lassen immer wieder Anklänge an klassische Kompositionsprinzipien und Formen erkennen. Trotzdem gilt er wegen seiner spezifischen Musiksprache als bedeutender englischer Komponist.
Schon der erste Satz des ersten Quartetts mit seinem in höchsten Tönen schimmernden Choral, denen nur das Pizzicato vom Cello Erdung beimengt, erzeugt eine Spannung, die im lebhaften Teil die Explosionen jugendlicher Freude – ein Markenzeichen Brittens – fortgeführt wird. Das Quatuor Béla zeigt diese leuchtende Musik in einer klar artikulierenden und sorgsam ausgeführten Herangehensweise, die Intensivität schafft, aber nicht übertrieben ausforscht. Diese wohldosierte Gestaltungsweise setzt sich über alle drei Quartette fort. Dabei gelingt es ihnen, die charakteristischen barocken Züge des zweiten und die spätromantische Abgeklärtheit des dritten Quartetts ebenfalls zu heben. Im Gegensatz dazu ist das erste Quartett von strenger thematischer Arbeit geprägt, was von der bewussten Auseinandersetzung des Komponisten mit den klassischen Vorbildern zeugt.
Ein weiteres wichtiges Feld für Britten waren Zyklen von Orchesterliedern. Les Illuminations, dritte Komposition auf dem Feld, zeigt sein ausgeprägtes Vertrauen auf Dreiklangsharmonik, wie schon in Young Apollo. Die Reduktion auf ein Quartett statt Streichorchester war für die Interpreten ganz natürlich. Die damit einhergehenden Umstände, etwa Verlust an Glätte, Dichte und ruhiger Kraft werden durch prägnante Details, Artikulation und Dringlichkeit der Musik abgelöst. Diese Änderungen werden im Spiel des Quartetts deutlich. Die Sängerin erhält eine prominente Position, ohne dass die Streicher verloren gehen. Und die Musik klingt schärfer und klarer als es beim Streichorchester der Fall wäre. Diese Abweichung vom Gewohnten mag zunächst weniger gefallen, aber man kann sich auch hineinhören.
Das Quatuor Béla hat jedenfalls in seinen sechszehn Jahren als Ensemble seine Rolle geformt und zu einer sehr geschlossen und ausdrucksreifen Musikalität geformt, die als eigenes Profil gehört werden muss. Dabei sind sie auch der klassischen Moderne zutiefst verpflichtet, wie man unschwer vernehmen kann.
Julia Wischnewskaja ergänzt für Les Illuminations mit ihrer Stimme die Besetzung. In neun kurzen Sätzen bietet sie die Texte von Rimbaud an. Die nicht im Beiheft abgedruckten (aber hier einsehbaren) Texte sind zum Verständnis ihres Gesangs sehr hilfreich, da die Stimme von der Technik zu wenig konturiert dargestellt wurde. Sie kann das aber mit selbstsicherer Stimmführung und auf den Punkt gebrachtem Vortrag ausgleichen.
The Quatuor Béla has recorded the three essential quartet works by Britten together with the recording Les Illuminations, which can be heard for the first time in a version for voice and string quartet instead of the string orchestra.
Britten was no revolutionary in the development of music. His quartets remain tonal, at least opp. 25 and 36, or freely tonal like op. 94, and repeatedly reveal echoes of classical compositional principles and forms. Nevertheless, he is considered an important English composer because of his specific musical language.
The very first movement of the first quartet, with its chorale shimmering in the highest tones, to which only the cello’s pizzicato adds grounding, creates a tension that is continued in the lively section with explosions of youthful joy, a trademark of Britten in his works. The Quatuor Béla presents this luminous music in a clearly articulated and carefully played approach that creates intensity but does not over-explore. This well-balanced approach continues throughout all three quartets. They also succeed in emphasizing the characteristic baroque traits of the second quartet and the late romantic serenity of the third quartet. In contrast, the first quartet is characterized by strict thematic work, which testifies to the composer’s conscious examination of the classical models.
Another important field for Britten was cycles of orchestral songs. Les Illuminations, the third composition in this field, shows his pronounced reliance on triadic harmony, as in Young Apollo. The reduction to a quartet instead of a string orchestra was quite natural for the performers. The accompanying circumstances, such as loss of smoothness, density and quiet power, are replaced by concise details, articulation and urgency of the music. These changes are evident in the quartet’s playing. The singer is given a prominent position without the strings being lost. And the music sounds sharper and clearer than it would with a string orchestra. This deviation from the usual may not be very appealing at first, but soon you take pleasure in listening to it.
In any case, the Quatuor Béla has shaped its role in its sixteen years as an ensemble and formed a very cohesive and expressive musicality that must be heard as its own profile. They are also deeply committed to classical modernism, as one can easily hear.
Julia Vishnevskaya complements the cast for Les Illuminations with her voice. She offers Rimbaud’s texts in nine short movements. The texts (not printed in the booklet but available here) are helpful for understanding her singing, as the voice was not sufficiently contoured by the recording. Anyway, she can compensate for this with confident vocal control and to-the-point delivery.