Zhu Xiao-Mei und Johann Sebastian Bach sind unzertrennlich. Die Pianistin verfehlt es in keinem Interview, auf ihre starke Beziehung zu dieser Musik hinzuweisen. Mit der Aufnahme der Englischen Suiten setzt sie nun einen weiteren Meilenstein in der Bach-Interpretation.
Selten hört man eine derart tiefgreifende, ergreifende und persönliche Lektüre dieses Zyklus’. Zhu Xiao-Mei hat sich die Suiten vollkommen zu Eigen gemacht. Nicht in dem Sinne, dass sie sich über Bach und seine Musik stellt. Ganz im Gegenteil: Die Pianistin zieht sich in aller Demut zurück, schöpft aus der inneren Strahlkraft der Musik, aus dem Spiel von Form, Rhythmus und Klang ihre ganze schöpferische Kraft.
Trotz der oft tänzerischen Bewegungen, der extrovertierten Passagen sucht Zhu Xiao-Mei vor allem die Intimität, die Poesie, die zarte Farbenpracht, die feine Vitalität von Bachs Musik und führt sie durch ihr ganz persönliches Spiel zu ihrer Essenz: Musik und Klang in reinster Form.
Wie sagt die Pianistin so schön und richtig im Begleitheft: „Heutzutage gibt es immer mehr die Tendenz, Aufsehen zu erregen und durch Lautstärke und Effekthascherei zu beeindrucken. Meinerseits versuche ich, die Menschen ganz anders zu berühren, auf eine Art, die mir viel reichhaltiger erscheint.“
Zhu Xiao-Mei ist in ihrem Spiel ganz bei sich – und bei Bach: eine Erfahrung, die sie unaufgeregt aber umso großzügiger mit uns teilt.
Zhu Xiao-Mei and Johann Sebastian Bach are inextricably linked. In every interview, the pianist refers to her close relationship with this music. With her recording of the English Suites, she has now set another milestone in Bach interpretation.
It is rare to hear such a profound, moving and personal reading of this cycle. Zhu Xiao-Mei has made the Suites her own. Not in the sense that she places herself above Bach and his music. On the contrary, the pianist withdraws in all humility, drawing all her creative power from the inner radiance of the music, from the interplay of form, rhythm and sound.
Despite the often dance-like movements, the extroverted passages, Zhu Xiao-Mei seeks above all the intimacy, the poetry, the delicate splendor of color, the fine vitality of Bach’s music, and leads it through her very personal playing to its essence: music and sound in their purest form.
As the pianist says so beautifully and rightly in the accompanying booklet: « Today there is an increasing tendency to attract attention and impress with volume and showmanship. For my part, I try to touch people in a completely different way, in a way that seems much richer to me.
In her playing, Zhu Xiao-Mei is completely with herself – and with Bach: an experience she shares with us calmly, but all the more generously.