‘Die Kunst der Fuge’ von Johann Sebastian Bach ist durch und durch ein Rätsel. Als letztes Werk konnte Bach sie nicht vollenden. Er beschäftigte sich seit 1742 mit dieser Komposition, und es kann angenommen werden, dass diese Fuge als Jahresbeitrag für die Mizlersche ‘Correspondierende Societät der musicalischen Wissenschaften’ gedacht war.
Lorenz Christoph Mizler war ein vielseitiger deutscher Gelehrter, u. a. Musiktheoretiker und Musikwissenschaftler. Eines seiner Interessen war die Förderung der Musik. Dazu gehörte auch die nach ihm benannte Gesellschaft. Jedes Mitglied, neben Bach auch Graun, Händel, Stölzel und Telemann, hatte jedes Jahr eine Komposition zum Druck vorzulegen.
Über diese Ungewissheit hinaus bietet das Werk selber viele nach wie vor ungeklärte Fragen. Diese beziehen sich vor allem auf die teilweise fehlenden oder bewusst weggelassenen Satzbezeichnungen, die Reihenfolge der Sätze und vor allem die Besetzung. Neben Versionen für Tasteninstrumente oder Orchester haben sich mittlerweile vor allem solche für Kammermusikensemble durchgesetzt.
Für die vorliegende Aufnahme hat der Cellist Hans-Eberhard Dentler eine eigene Instrumentation für Streichtrio, Fagott und Kontrabass erstellt. Der musikwissenschaftlich vorgehende Cellist Hans-Eberhard Dentler, ein Schüler des berühmten Pierre Fournier, ist Gründer einer Bach-Gesellschaft in Italien und hat sich jahrzehntelang mit dem Opus beschäftigt.
Seine Überlegungen dazu werden im Beiheft ausführlich erläutert. Seine wesentlichen Schlussfolgerungen für die verborgene Ordnung der Komposition ergeben sich bei den Pythagoreern aus den Geheimnissen der bei mathematischen Wissenschaften geltenden Tetraktys, nach der die Vierheit auf der Zehnzahl beruht.
Die auf diesen Überlegungen beruhende Fassung überzeugt mit ihrer klaren Strukturierung und überrascht gegenüber den Streichquartettfassungen mit den Einsprengseln des Fagotts. Die Mitglieder des Ensembles sind – bis auf den Cellisten – Mitglieder der ‘Accademia Nazionale de Santa Cecilia’ in Rom.
Die in dem Werk angelegte gleiche Gewichtung der Stimmen wird durch diese andere Stimme, die des Fagotts, natürlich allein schon wegen des Charakters einer Bläserstimme zu den Streichern, in gewisser Weise betont. Die sehr gepflegten Interpretationen strahlen sehr viel Wärme aus.
Neben der CD-Ausgabe gibt es bei Oehms Classics auch eine luxuriöse Vinyl-Edition.