Der romantische Komponist Fernand de la Tombelle ist zwar immer mal wieder in Einspielungen (Rezension) vertreten, aber sein alle Gattungen umfassendes Werk ist deswegen noch nicht eingehend präsent. Das Label Palazzetto Bru Zane legt mit drei CDs in einer wie immer haptisch anspruchsvoll als Buch editierten Ausgabe einen Überblick vor, der einen tiefergehenden Höreindruck verschafft und Unbekanntes aufzeigt. Fernand de la Tombelle war darüber hinaus vielseitig aktiv, unter anderem auch für die Kochkunst, als Astronom, in der Musikerziehung und als Schauspieler. Das große Engagement dieses Mannes an der Wende vom neunzehnten zum zwanzigsten Jahrhundert ist wenig bekannt.
Seine Musik verströmt unzweifelhaft romantisches Flair und großen Ausdruck, wie bereits bei der ersten Scheibe mit Orchesterwerken deutlich wird. Das hier aufspielende Philharmonische Orchester aus Brüssel unter der Leitung Hervé Niquet bringt diese Stimmung sehr gut zum Ausdruck. Eine sorgfältigere spieltechnische Handhabung und eine sorgfältigere Gestaltung im Detail hätte diese Musik noch ansprechender gezeigt. Denn diese vom Komponisten durchaus individuell geprägte Musik ist handwerklich einwandfrei und musikalisch überraschend gestaltet und bietet im besten Sinne unerhörte Sinneseindrücke.
Die beiden anderen Scheiben sind der Kammermusik bzw. Kompositionen mit Stimme gewidmet. Den Abschluss bildet die Fantasieballade für Harfe, die dem Instrument eine über das Perlende hinaus eine Stimme gibt und von Nabila Chajai leichthändig dargebracht wird. Eine Suite für drei Celli, eine Cellosonate sowie ein Andante espressivo zeigen einen kleinen Schwerpunkt für dieses Streichinstrument. Leider ist in den Fällen die Aufnahme etwas dumpf, so dass gerade bei den drei Celli ein verhüllter Klang herauskommt, der die Feinheiten eher verdeckt. Eine Freude das Klavierquartett, dass mit vorwärtsstrebendem Gestus in einer lebendigen und plastisch agierenden Spielweise ein Höhepunkt der Darstellung ist. Die Chorwerke auf der zweiten CD zeigen den Flämischen Radio Chor als versiertes Ensemble. In den zehn Liedern sind der Tenor Yann Beuron und der Pianist Jeff Cohen die prägenden Kräfte. Während die lyrischen Passagen feinfühlig gelingen, wirken die kraftvolleren Passagen forciert und weniger geschmeidig.