In seinen sorglosen Jahren der Jugend und als junger Mann lebte Nikolai Medtner bis zur Oktoberrevolution in Russland. Erst 1921 erhielten er und seine Familie Ausreisevisa, mit denen sie zunächst in der Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in Berlin Station machten, bevor sie über Paris nach England kamen. Eine Rückkehr in die Heimat war bis auf eine Konzertreise 1927 nicht möglich. Auch der Zweite Weltkrieg beeinflusste ihr Leben, und erst spät konnte der Komponist wieder befreit von materiellen Sorgen leben, als ein indischer Maharadscha sein Mäzen wurde. Seine Kompositionen sind zutiefst romantisch, denn Medtner sah keine Zwangsläufigkeit für eine musikalische Entwicklung weg von der Tonalität. Außerdem fließen immer wieder zutiefst russische Zitate oder Reminiszenzen ein.
Sein vor allem durch Klaviermusik und Lied geprägtes Werk enthält hat auch große Portion Kompositionen für die Violine mit Klavier. Neben der ersten Sonate, die er selber eher als Sammlung kleiner Stücke sah, sind es vor allem die beiden großen Sonaten von jeweils rund 40 Minuten Spieldauer. Daneben finden sich noch die beiden Canzonen mit Tänzen und drei Nachtgesänge. Besonders die dritte, in der die Sätze durch die Kadenzen der Violine zusammengefügt sind, ist gelungen. Bezüge von außen sind der die Inspiration aus dem Bacchus-Mythos in der ersten, der sich auch in den Tänzen der Canzonen findet. Das Gedicht ‘Frühlingsgewässer’ von Tüttschef sowie ein musikalisches Zitat von seinem Freund Rachmaninov geben der zweiten den Titel, ‘Frühlingssonate’ oder die ‘Nachtgesänge’ haben ihren Bezug bei Goethe.
Alle diese Werke haben nun die beiden russischen Künstler dieser Aufnahme überzeugend eingespielt. Sie eröffnen damit die Möglichkeit, das in der russischen Musik kaum vertretene Feld der Violinsonate umfassend zu beschreiten. Die Sonaten sind strukturell vollendet gesetzte Kompositionen. Nikita Boriso-Glebsky ist ein ausgezeichneter Geiger, der mit technisch famosem Spiel die Anforderungen dieser Werke, die nicht ohne sind, entspannt meistert. Zusammen mit Ekaterina Derzhavina am Klavier entwickeln sie diese zutiefst vom Herzen kommende Musik ausdrucksstark und wissen sowohl das romantische als auch das russische Idiom, in das mitunter auch Heimweh einfließt, mit lyrischem und auch intensivem Ton mit Leben zu füllen, ohne zu übertreiben. Diese beiden Scheiben bieten sich an, öfter aufgelegt zu werden, um das Verständnis für die Kompositionen zu vertiefen und auch das Spiel zu genießen.
Some of Nikolai Medtner’s compositions for violin and piano are now available on two discs in a marvellous recording made by Russian musicians. With all the merits of a soulful romantic music, this outstanding presentation deserves a clear recommendation.