Auch Hänssler Classic widmet Schubert ein neues Doppelalbum. Die Firma zeigt Mut, stellt sie dem Hörer doch Schuberts Liederzyklus Die Schöne Müllerin in zwei eher ungewohnten Interpretationen vor.
Zum einen singt Tenor Daniel Johannsen den Zyklus in der Begleitung eines Fortepianos und zum anderen in einer Bearbeitung für Streichquartett von Tom Randle. Das ist hochinteressant, denn in beiden Fassungen erlebt man die Gefühlswelten des Müllerburschen zumindest instrumental auf sehr verschiedene Weisen, wobei die moderne Bearbeitung für Streichquartett durchaus neue Wege aufzeigt.
Leider kann ich mich recht wenig mit Daniel Johanssens glockenhellem, manchmal fast sopranartigem Tenor anfreunden. Wohlgemerkt, Johannsen ist einer der besten Liedsänger unserer Zeit, aber hier fehlt ihm das Burschikose und Männliche. Johannsen Müllersburche scheint verträumt und naiv und leider auch wenig entwicklungsfähig. Das was Sänger wie Andrè Schuen, Daniel Behle, Markus Schäfer oder kürzlich Samuel Hasselborn an Farben und Ausdruck, an Nüancen und Eindringlichkeit aus diesem Zyklus herausholten, fehlt hier. In beiden Fassungen konzentriert sich Johannsen fast ausschließlich auf das Produzieren schöner Töne, was ihm auch gelingt, nur leider rücken wichtige andere Komponenten wie der dramatische Gehalt , interpretatorische Tiefe und eben Entwicklungsfähigkeit des Charakters dabei in den Hintergrund.
Hänssler Classic shows courage by presenting listeners with Schubert’s song cycle Die Schöne Müllerin in two rather unusual interpretations.
On the one hand, tenor Daniel Johannsen sings the cycle in the accompaniment of a fortepiano and, on the other, in an arrangement for string quartet by Tom Randle. This is highly interesting, because in both versions one experiences the emotional worlds of the miller’s boy in very different ways, at least instrumentally, with the modern arrangement for string quartet definitely showing new ways.
Unfortunately, I cannot get along very well with Daniel Johanssen’s bright, sometimes almost soprano-like tenor. Mind you, Johannsen is one of the best lieder singers of our time, but here he lacks the tomboyish and masculine. Johannsen miller’s boy seems dreamy and naive and, unfortunately, not very capable of development. What singers like Andrè Schuen, Daniel Behle, Markus Schäfer or recently Samuel Hasselborn got out of this cycle in terms of color and expression, of nuance and urgency, is missing here. In both versions Johannsen concentrates almost exclusively on producing beautiful sounds, which he also succeeds in doing, but unfortunately important other components such as dramatic content, interpretive depth and precisely the ability of the character to develop are pushed into the background.