Neben den mindestens bekannten Versionen von Haydns ‘Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze’ für Streichorchester, Streichquartett und als Oratorium liegt hier eine jüngere für Streichquartett und Singstimme vor. Die Sängerin übernimmt dabei den Text des Oratoriums. Diese Bearbeitung stammt von dem spanischen Komponisten José Peris Lacasa, der Haydns Streichquartettfassung mit dem gesungenen Text kombiniert.
In den Fällen, in denen die Themen einzelner Sätze mit der Diktion des lateinischen Textes übereinstimmen, übertrug er sie meist, ggf. transponiert, auf die Gesangsstimme. Dann pausiert die erste Violine oder unterstützt die zweite. Bratschen- und Cellostimme blieben unverändert; sie verschwinden jedoch für ein a cappella gesungenes abschließendes Consummatum est. Bis auf die fehlenden Wiederholungen der Expositionen der Worte V und VI bleibt die Struktur weitgehend bestehen. Welche Version persönlich zusagt, bleibt jedem überlassen. Das hängt vielleicht auch an der jeweiligen Interpretation.
Dem Prazak Quartet gelingt es ohne Abstriche, Einleitung und sieben Sätze in langsamen Tempi voll Spannung und jeweils mit Ausdrucksstärke zu musizieren. Andere haben sich hier noch intimer zurückgenommen. Aber im Zusammenwirken mit der Sopranistin ist ein anderes Umfeld gegeben, dass eine kräftige Darstellung nahe legt. Das Ensemble lebt von einem ideal aufeinander abgestimmten Miteinander, bei dem jeder jedem zuhört und sie sich gegenseitig die Freiräume geben, die für ein kunstvolles Musizieren notwendig sind. Gleichzeitig bieten sie einen verschmolzenen Gemeinschaftsklang an. Der abschließende Satz vermittelt hier in seiner Schönheit der Darstellung ein kleines Rütteln, kein alles umstürzendes Erdbeben, vor dem man Angst haben müsste.
Die Sopranistin Helen Kearns bietet die Worte mit klarer Diktion an. Ihr im Opernfach erprobter Gesang bewegt sich nicht auf der ganz zarten Seite der innigen Darstellung. Sie übertrumpft zwar auch nicht die Streicher, bietet aber eher eine selbstbewusste Interpretation an, die ihrer Solorolle unterstreicht und nicht ausschließlich am Gehalt der Musik ausrichtet.
In addition to the at least known versions of the work for string orchestra, string quartet and as an oratorio, here is a more recent version for string quartet and voice. The singer takes over the text of the oratorio. This arrangement is by the Spanish composer José Peris Lacasa, who combines Haydn’s string quartet version with the sung text. In those cases where the themes of individual movements correspond to the diction of the Latin text, he usually transposed them to the vocal part. The first violin then pauses or supports the second. The viola and cello parts remain unchanged; however, they disappear for a concluding Consummatum est sung a cappella. Apart from the missing repetitions of the expositions of words V and VI, the structure remains largely unchanged. Which version appeals to you personally is up to you. It might also depend on the respective interpretation.
The Prazak Quartet succeeds without compromise in playing the introduction and seven movements in slow tempi, full of tension and each with expressive power. Others have been even more intimate here. But the interaction with the soprano creates a different environment that suggests a more powerful performance. The ensemble thrives on ideally coordinated cooperation, in which everyone listens to everyone else and they give each other the freedom necessary for artistic music-making. At the same time, they offer a fused communal sound. The final movement conveys a small shake in its beauty of presentation, not an earthquake that overturns everything and that one should be afraid of.
Soprano Helen Kearns offers the words with clear diction. Her singing, which has been tried and tested in opera, is not on the very delicate side of intimate portrayal. She does not trump the strings either, but rather offers a self-confident interpretation that emphasizes her solo role and does not focus exclusively on the content of the music.